Teilzeit im Spital: Studie findet keine Nachteile für Patienten

Kürzere Präsenz, gleiche Qualität: Eine Studie aus drei Schweizer Spitälern zeigt, dass Personen auf internistischen Stationen gleich gut versorgt werden – egal, ob sie von Ärztinnen und Ärzten in Teilzeit- oder Vollzeit betreut werden.

, 12. August 2025 um 05:17
letzte Aktualisierung: 2. Oktober 2025 um 05:34
image
Die Versorgung ist immer gleich gut – egal ob Patienten von Vollzeit oder Teilzeitkräften behandelt werden . Symbolbild: Unsplash.
Die Teilzeitarbeit hat längst auch die Spitäler erreicht. Immer mehr Ärztinnen und Ärzte reduzieren ihr Pensum – oft, um Familie und Beruf besser zu vereinbaren oder um die eigene Gesundheit zu schützen. Doch könnten kürzere Präsenzzeiten die Patientensicherheit gefährden?
Ein Schweizer Forschungsteam ist dieser Frage nachgegangen. Die Gruppe – primär Internisten, Notfall- und Grundversorgungs-Mediziner – wertete rund 8’500 Behandlungsfälle aus dem Jahr 2021 an den Universitätsspitälern in Bern (Inselspital), Freiburg (HFR)und Lausanne (CHUV) aus.
Das Team ordnete alle stationären Patientinnen und Patienten einer von zwei Gruppen zu: überwiegend (>50 Prozent der Betreuungstage) in der Obhut von Teilzeitärzten? Oder überwiegend betreut von Vollzeitärztinnen und -ärzten? Insgesamt entfielen 3557 Fälle auf Teilzeit- und 4973 auf Vollzeitkräfte.
  • Bretagne L, Roten C, Mosimann S, et al: «Association of part-time clinical work of hospitalists with efficiency and quality of care on medical wards: a retrospective study», in: «BMJ Open», August 2025.
  • DOI: 10.1136/bmjopen-2024-098255.
Das Resultat: Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer war nahezu identisch (Teilzeit: 7,3 Tage; Vollzeit: 7,6 Tage). Auch bei wichtigen Qualitätsindikatoren wie 30-Tage-Wiedereinweisungen, Spitalmortalität und Behandlungskosten gab es keine signifikanten Unterschiede.
«Das Argument, Teilzeit schade der Patientenversorgung, ist im stationären Setting nicht haltbar.»
Einziger messbarer Unterschied: Der Austrittsbericht war bei Teilzeitkräften im Schnitt knapp einen Tag später fertig. Ob dieser kleine Zeitversatz in der Praxis spürbare Auswirkungen hat, ist fraglich.

Signal an die Spitalwelt

Für Spitäler, die um Fachkräfte ringen, ist das eine wichtige Nachricht: Die Daten sprechen dagegen, dass Teilzeitarbeit per se die Qualität mindert. «Das Argument, Teilzeit schade der Patientenversorgung, ist im stationären Setting nicht haltbar», so das Fazit der Forschenden.
Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels könnte das die Tür für flexiblere Arbeitsmodelle im stationären Bereich weiter öffnen – und damit auch die Attraktivität des Arztberufs erhöhen.
  • Rückzahlungspflicht für Ärzte gefordert. Zwei Medizinprofessoren verlangen Konsequenzen für Ärzte, die gleich nach dem Studium aussteigen oder abbauen. Ihre These: Es mangelt nicht an Studienplätzen – es mangelt an Verbindlichkeit.

    Artikel teilen

    Loading

    Kommentar

    Mehr zum Thema

    image

    Abnehmspritzen wirken – aber unabhängige Daten fehlen

    Die Datenlage bei Abnehmspritzen ist einseitig: Fast alle Studien stammen von den Herstellern selbst. Forschende warnen vor Interessenkonflikten – und fordern unabhängige Langzeitstudien.

    image

    Antibiotikaresistenzen: Bund will Spitäler besser rüsten

    In jedem zweiten Spital fehlt ein vollständiges Programm zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen. Der Bund kündigt verstärkte Unterstützung beim Aufbau entsprechender Massnahmen an.

    image

    Zwei Professoren für Palliative Care am Bethesda Spital

    Am Bethesda Spital Basel arbeiten erstmals zwei Professoren der Palliative Care Seite an Seite: Christopher Böhlke wurde zum Titularprofessor der Universität Basel ernannt und ergänzt damit das Team um Chefarzt Jan Gärtner.

    image

    Aevis Victoria sucht neue Partner für Swiss Medical Network

    Der Freiburger Konzern Aevis Victoria prüft, einen Teil von Swiss Medical Network abzugeben, um die Unabhängigkeit seiner Gesundheits-Tochter zu stärken.

    image

    SVAR: Neuer CEO kommt vom Bethesda Spital

    Henrik Pfahler wird neuer CEO des Spitalverbunds Appenzell Ausserrhoden. Der 51-jährige tritt Anfang Januar 2026 die Nachfolge von Patrick Gressbach an.

    image

    Gehälter von KVG-Managern «haben inakzeptable Höhen erreicht»

    Die Kommission für soziale Sicherheit des Nationalrats kritisiert die hohen Gehälter einiger Krankenkassenmanagern und schlägt eine gesetzliche Deckelung vor.

    Vom gleichen Autor

    image

    Fünf goldene Regeln, wie Ärzte den Patienten Zahlen verständlich machen

    Laborwerte, Risiken, Therapieeffekte – viele Aufklärungsgespräche scheitern an medizinischen Zahlen. Doch wie erläutert man, was eine Behandlung bringt? Ein Vorschlag.

    image

    Brustkrebstherapie: Erstmals nationale Kennzahlen erhoben

    Insgesamt wird Brustkrebs in der Schweiz früh entdeckt. Handlungsbedarf besteht jedoch bei den Screeningprogrammen.

    image

    Wie Google – nur für Gene

    Forschende der ETH-Zürich haben eine Suchmaschine entwickelt, die Millionen DNA-Sequenzen blitzschnell analysiert.