Studie: Hohe Burnoutgefahr bei Notärzten

Knapp 60 Prozent weisen mindestens ein Burnout-Kriterium auf, über 10 Prozent hatten bereits Suizidgedanken.

, 22. Mai 2024 um 05:18
letzte Aktualisierung: 30. September 2024 um 06:39
image
Als besonders belastend empfinden Schweizer Notärzte die Nachtschichten  |   Bild: USZ
In der Schweiz wurde in den letzten Jahrzehnten in allen Bereichen der Medizin ein Anstieg der Burnout-Inzidenz verzeichnet. Besonders klare Zahlen kommen nun aus den Schweizer Notaufnahmen.
Eine Umfrage unter 611 Schweizer Notärztinnen und Notärzten zeigt: 59,2 Prozent von ihnen erfüllt mindestens ein Burnout-Kriterium,* mehr als die Hälfte berichtete über Symptome, die auf eine leichte bis schwere Depression hindeuten.
Die Mehrheit der Befragten war männlich (52,5 Prozent), mit einem Durchschnittsalter von 40 Jahren. Ein erheblicher Anteil von ihnen war verheiratet (48,3 Prozent) und hatte Kinder (53 Prozent). Die durchschnittliche Dauer der Praxistätigkeit betrug 12 Jahre nach dem Abschluss.
  • Heymann EP, Romann V, Lim R, Van Aarsen K, Khatib N, Sauter T, Schild B, Mueller S: «Physician wellbeing and burnout in emergency medicine in Switzerland», in: «Swiss Medical Weekly», Mai 2024.
  • DOI: 10.57187/s.3421
Fast 20 Prozent der Befragten wurden positiv auf eine mittelschwere bis schwere Depression getestet, was fast dem Vierfachen der Inzidenz in der Allgemeinbevölkerung entspricht. Knapp 11 Prozent gaben an, in ihrer beruflichen Laufbahn schon einmal an Selbstmord gedacht zu haben.
Mehr als 70 Prozent der Befragten hatten wegen ihrer Arbeitsbedingungen darüber nachgedacht, die Notfallmedizin aufzugeben.
Als Hauptproblem wurden in der Umfrage vor allem die Arbeitszeiten angegeben. Stark belastend sind demnach die Nachtschichten. In der Studie gaben 36 Prozent der Befragten an, mehr als fünf Nächte im Monat zu arbeiten.
Hingegen zeigte die statistische Analyse keinen Anstieg der Burnout-Fälle bei einer Arbeitszeit von mehr als 50 Stunden pro Woche. Ebenso war Teilzeitarbeit statistisch nicht mit einem erhöhten Burnout verbunden.
Auch die Erfahrung und das Alter schienen einen Einfluss auf das Burnoutrisiko zu haben. Demnach verringerte jedes zusätzliche Praxisjahr das Burnout-Risiko, ähnlich wie das Alter.
Burnout zeichnet sich durch drei Dimensionen aus:
  • Eine emotionale Komponente (Gefühl von Energiemangel oder Erschöpfung).
  • Eine Depersonalisierungskomponente (grössere mentale Distanz zum eigenen Beruf oder Gefühle von Negativismus oder Zynismus im Zusammenhang mit dem Job).
  • Eine persönliche Leistungskomponente (verringerte berufliche Wirksamkeit).
Klinisch kann sich Burnout mit einer Vielzahl von Symptomen äussern, wie zum Beispiel Reizbarkeit, Angstzustände, Schlaflosigkeit, Konzentrationsschwäche und Unzufriedenheit. Dies wird oft erst spät erkannt, wenn es zu Interessenverlust, Verhaltensproblemen, Zurückhaltung bei der Übernahme neuer Verpflichtungen oder dem Aufschieben aktueller Verpflichtungen und allgemeiner Distanzierung vom Arbeitsplatz führt.

  • Notfall
  • Rettungsdienste
  • burnout
  • spital
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

image

Weitere Umstrukturierung bei Hirslanden – Thomas Bührer in die Konzernleitung

Die Spitalgruppe schafft intern eine neue «Region Mittelland». Damit sollen die Versorgerregionen auch näher an der Konzernleitung sein.

image

«Architektur kann zu Heilung beitragen»

Das neue Kinderspital Zürich wurde heute eingeweiht. Am 2. November nimmt es seinen Betrieb am neuen Standort auf.

Vom gleichen Autor

image

Spital Wallis: Interimistische Chefärzte für die Onkologie

Cristina Nay Fellay und Grégoire Berthod übernehmen vorübergehend die Onkologieabteilung des Centre Hospitalier du Valais Romand.

image

Initiative fordert Stärkung der Medikamenten-Versorgung

Die Initiative «Ja zur medizinischen Versorgungssicherheit» wurde heute mit 131'500 Unterschriften eingereicht.

image

KSW: Neuer Leiter der Klinik für Neurologie und Stroke Unit

Hans-Georg Wirsching kommt vom Unispital Zürich. Er folgt auf Biljana Rodic.