Fünf Tipps für weniger Stress im Spital-Alltag

Sind Sie erschöpft und sehen keinen Sinn mehr in ihrer Arbeit? Vielleicht hilft eine der folgenden fünf Strategien.

, 27. Dezember 2023 um 11:29
image
Symbolbild: Freepik Prostooleh
Abgeschlagen, nutzlos, ohne Ziel: Solche Gefühle kennen etliche Ärzte, Ärztinnen und Pflegefachpersonen. Mit solchen Gefühlen steigt das Risiko für ein Burn-Out.

Schnelle Lösungen nützlicher

Als Lösung dagegen wird oft genannt: Mehr Lohn, weniger Arbeitszeit und mehr Hilfe von Kollegen. Das Problem ist: Das ist oft Wunschdenken und ganz bestimmt keine Sofort-Lösung.
Nützlicher sind Strategien, die schnell helfen. Die deutsche Gesundheitsplattform Medscape schreibt, dass es am wichtigsten sei, überhaupt zu bemerken, dass man Symptome eines Burn-Outs habe.

Oft zu wenig auf sich geschaut

Eine Psychiaterin schildert zum Beispiel: «Ich kämpfte mit ständiger Müdigkeit und schlief jeden Tag sofort ein, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, aber ich dachte, eine B12-Spritze würde alle meine Probleme lösen.»
Wichtig zu wissen: Arzt- und Pflegepersonal verbringt viel Zeit damit, sich auf andere Menschen zu konzentrieren, so dass diese Personen oft lange nicht bemerken, wie es ihnen selber geht.

Schnelle Hilfe können diese fünf Strategien bieten:

1: Sich rasch aus belastenden Situationen befreien
Gehen Sie in Momenten mit viel Stress kurz weg: Gehen Sie auf die Toilette. Oder sagen Sie einem Patienten, dass Sie im Nebenzimmer etwas überprüfen müssen, damit Sie Zeit haben, um Luft zu holen. So können Sie belastende Situationen zuerst einmal schnell beenden. Danach sollten Sie Dinge tun, die Ihnen helfen, sich besser zu fühlen: Tief durchatmen oder einen Mitmenschen nach einem schönen Ausflug oder einem glücklichen Ereignis fragen.
2: Den Körper beherrschen – mit Körperpsychotherapie
Konzentrieren Sie sich darauf, wie sich Emotionen im Körper äussern. Das kann besonders Menschen in medizinischen Berufen helfen, sich mit ihrem Nervensystem «anzufreunden». Zu den Therapieübungen gehören unter anderem die bewusste Atmung, die Erdung des Körpergewichts durch Lösen von Spannungen in den Füssen, die Dehnung des gesamten Körpers oder das Lösen von Schulter- und Nackenverspannungen durch bewusstes Entspannen dieser Muskelgruppen.
3: Wohlbefinden wieder herstellen.
«Three Good Things» - drei gute Dinge, heisst ein Programm, das in den USA erfolgreich ist. Es fordert dazu auf, täglich ein SMS mit 3 positiven Ereignissen des Tages zu schreiben. Das Programm dauert 15 Tage, und Teilnehmer haben auch Zugang zu den Antworten ihrer Kollegen. Das Programm soll die Lebenszufriedenheit signifikant verbessern.
Es gehe dabei nicht darum, zu sagen, dass es nur Positives gibt; es gehe darum, dass man erkenne, dass es mehr als nur das Negative gebe.
Auch andere solche Kurz-Programme können Freude, Humor, Ehrfurcht, Engagement und Selbstliebe, stärken und helfen, sich von Burnout-Symptomen zu erholen.
4: Kognitive Umstrukturierung
Etwas schwieriger und komplizierter ist es, neue Wege der Interpretation und Reaktion auf andere Menschen und Situationen erlernen. Dazu braucht es eine Therapie. Und ausserdem sind solche Verhaltensänderungen mit Vorsicht einzusetzen. Denn sie sollen den Betroffenen nicht vorgaukeln, dass mit ihnen etwas nicht stimme und dass sie sich nicht genügend an die Verhältnisse im Gesundheitswesen angepasst hätten.
5: Kleine Dinge im Arbeitsumfeld verändern
Ärzte und Pflegepersonal können die Zustände im Gesundheitssystem kaum verändern, und schon gar nicht von heute auf morgen. Besser ist es deshalb, kleine – aber dennoch störende – Dinge in der eigenen Umgebung anzugehen. Hilfreich ist eine entsprechende Liste, die man dann mit Kollegen und Vorgesetzten diskutieren und allenfalls verbessern kann. Dazu zählen etwa auch Probleme mit dem Computer.

«Ärzte neigen dazu, extrem hart zu arbeiten, um ein System zusammenzuhalten, das oft von Natur aus nicht tragfähig ist.»

Eran Magan

Der US-Psychologe Eran Magan gibt zu bedenken: «Ärzte neigen dazu, extrem hart zu arbeiten, um ein System zusammenzuhalten, das oft von Natur aus nicht tragfähig ist, wie die Faszien eines Körpers, der unter enormer Belastung steht. Manchmal ist es mutig, sich zu weigern, weiterhin der Dreh- und Angelpunkt zu sein und die Dinge kaputt gehen zu lassen, damit das System anfangen muss, sich selbst zu verbessern, anstatt Menschen immer mehr abzuverlangen.»
  • ärzte
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Hohe Ehre für USZ-Rheumatologen in Deutschland

Oliver Distler holt den Carol-Nachman-Preis. Sein Bruder auch.

image

Ärztemangel: Bern drohen weitere Versorgungsengpässe

Auch Fachgebiete wie die Endokrinologie, Gynäkologie und Rheumatologie sind zunehmend betroffen. Das zeigen aktuelle Zahlen der Ärztegesellschaft des Kantons Bern.

image

SAMW: Drei neue Ehrenmitglieder

Der Senat wählte zudem Arnaud Perrier zum neuen Präsidenten der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften.

image

Aargauischer Ärzteverband: Neuer Präsident

Der Nachfolger von Jürg Lareida heisst Thomas Ernst.

image

Das sind die SGAIM-Preisträger

Die Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin hat fünf Projekte mit Fokus «Sonografie» ausgezeichnet.

image

Hausarzt wehrt sich gegen Klima-Behauptungen

Ein Zeitungsartikel suggeriert, dass wir uns zwischen Gesundheit und Klimaschutz entscheiden müssten. Ein Arzt aus dem Emmental widerspricht.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.