Schweizer Apotheken müssen Spritzen für Diabetiker horten

Die neusten Medikamente gegen Übergewicht sind so begehrt, dass die Apotheken keinen Nachschub bestellen können.

, 13. September 2023 um 14:50
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Bild: ARD
Eigentlich ist Ozempic ein Medikament für Menschen mit schwer einstellbarem Diabetes Typ 2, die zusätzlich auch noch herzkrank sind. Einmal wöchentlich muss Ozempic ins Unterhautfettgewebe von Oberarm, Bauch oder Oberschenkel gespritzt werden.

Lieferschwierigkeiten

Diabetes-Erkrankte, die das Medikament verwenden, dürfen es nicht absetzen. Doch genau das könnte derzeit geschehen. Denn in letzter Zeit ist es oft nicht verfügbar ist.
Die Hersteller kommen mit der Produktion nicht hinterher. Der Grund für die hohe Nachfrage ist nicht eine plötzliche Zunahme der Diabetes-Kranken, sondern ein regelrechter Run auf das Medikament. Denn der Ozempic-Wirkstoff Semaglutid ist seit kurzem auch zur Bekämpfung von Übergewicht zugelassen. Ozempic ist deshalb auch bei Prominenten gerade Mode.

Auch Off-Label-Use

Viele Menschen besorgen sich Ozempic zum Abnehmen sogar auf eigene Kosten. Der sogenannte Off-Label-Use, das heisst die Anwendung eines zugelassenen Arzneimittels zur Behandlung einer Erkrankung, für die es nicht zugelassen ist, ist für Ärztinnen und Ärzte legal.
Ähnlich begehrt wie Ozempic sind auch das höher dosierte Wegovy und das schon länger erhältliche Saxenda mit dem Wirkstoff Liraglutid. Ozempic ist in der Schweiz seit 2022 zugelassen. Eine Packung Ozempic à vier Dosen zum Spritzen kostet rund 130 Franken, was für vier Wochen reicht.

Mounjaro auch kaum erhältlich

Als viertes Medikament ist Mounjaro mit dem Wirkstoff Tirzepatid vom Hersteller Eli Lilly in der Schweiz seit letztem November auf dem Markt.
Doch bei allen vier Mitteln winken die Apotheken ab: Saxenda und Wegovy seien nicht lieferbar. Von Mounjaro gibt es nur noch sehr niedrig dosierte Varianten. Und der Ozempic-Vorrat ist so knapp, dass ihn die Apotheken den Diabetes-Kranken vorbehalten, welche darauf angewiesen sind.
Im Juli warnte Swissmedic sogar vor gefälschten Ozempic-Spritzen, wie Medinside hier meldete.

Gleicher Wirkstoff - andere Diagnose

Ozempic und Wegovy werden beide vom dänischen Pharmaunternehmen Novo Nordisk hergestellt. Wegovy enthät zwar den gleichen Wirkstoff wie Ozempic. Der Unterschied: Ozempic ist für Patienten mit Diabetes Typ 2. Mit Wegovy werden Menschen mit Adipositas ab einem Body-Mass-Index von 30 oder 27 mit Erkrankungen wie Diabetes Typ 2 oder Bluthochdruck behandelt.
Beide Medikamente sind keine Lifestyle-Medikamente. Die Kosten für Wegovy werden von den Krankenkassen in der Schweiz – wie auch in anderen Ländern – nicht übernommen.
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