Schaffhausen schickt 38-Stunden-Woche für Pflegepersonal bachab

Zu teuer – und ein heikles Signal: Der Kantonsrat wandte sich deutlich gegen eine Arbeitsreduktion für Pflegende im Schichtbetrieb.

, 24. Januar 2024 um 09:05
image
Der Rheinfall bei Schaffhausen – Symbolbild: Himmel S on Unsplash
Konkret ging es um 37,8 Stunden statt 42 Stunden: In Schaffhausen debattierte der Kantonsrat an der letzten Sitzung über eine Forderung, die von SP-, Grünen- und EVP-Vertretern eingebracht worden war. Die Idee des Postulats: Alle im Schichtbetrieb angestellten Pflegepersonen der Spitäler Schaffhausen sollen weniger arbeiten.
Dies wäre «eine echte Attraktivierung der Anstellung», argumentierte Postulant und SP-Kantonsrat Hannes Knapp: «Dadurch positionieren sich die Spitäler Schaffhausen im aktuell hart umkämpften Arbeitsmarkt der Pflegefachkräfte und setzen ein starkes Zeichen für die Umsetzung der Pflegeinitiative.»

«Alle profitieren»

Obendrein würde so eine Arbeitszeit-Reduktion «eine nachhaltige Wertschätzung der Schichtarbeit» signalisieren. Und weil das Personal in der Kantonsspital-Gruppe weniger erschöpft wäre, stiege die Qualität der medizinischen Leistungen – «wovon letztendlich die ganze Bevölkerung des Kantons Schaffhausen profitiert.»
Die Befürworter verwiesen explizit auch auf einen Versuch, der seit vergangenem Sommer in Wetzikon läuft: Am dortigen GZO-Spital gibt es testweise eine 38-Stunden-Woche für Pflegefachleute im Drei-Schicht-Betrieb – bei gleichem Lohn. Die ersten Resultate waren sehr positiv; allerdings führte das Modell dazu, dass neue Stellen geschaffen werden mussten; was nicht nur zu höheren Kosten führt, sondern auch die Personal-Mangelsituation eher verschärft als entschärft.
  • Am GZO Spital Wetzikon wird derzeit die 38-Stunden-Woche für Pflegepersonal getestet. Das Fazit ist positiv, langfristig umsetzbar sei das Modell aber nicht.
Am Ende sprach sich der Rat mit deutlicher Mehrheit gegen die Senkung aus.
Schaffhausens Finanzdirektorin Cornelia Stamm Hurter (SVP) hatte eingewandt, andere Kantonsangestellte könnten sich benachteiligt fühlen und ähnliche Reduktionen einfordern. Ohnehin seien die Angestellten der Spitäler Schaffhausen dem kantonalen Arbeitsgesetz unterstellt – und dieses sehe bei Vollbeschäftigung nun einmal 42 ​Stunden Arbeitszeit pro Woche vor.
Das zusätzliche Personal würde laut Berechnungen der Regierung Millionen kosten, so Stamm Hurter weiter. Und wenn es nicht gelinge, dieses Personal zu finden, wären die bestehenden Pflegekräfte einer noch grösseren Belastung ausgesetzt.

Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Raus aus der Chirurgie, rein in die Privatwirtschaft

«Aufwand und Ertrag stimmen in der Chirurgie nicht», sagt der ehemalige Chirurg Mathias Siegfried. Er zog die Reissleine und wechselte in die Privatwirtschaft.

image

«Nulltoleranz» gegenüber Aggressionen am Spital Wallis

68 Prozent mehr Fälle von asozialem Verhalten in zwei Jahren – Eine neue Richtlinie und eine Sensibilisierungskampagne sollen künftig das Personal vor Übergriffen durch Patienten und Angehörige schützen.

image

Frühpensionierung? Nicht mit uns.

Mitten im Medizinermangel bietet eine grosse deutsche Erhebung ein überraschendes Bild: Nur sehr wenige Ärztinnen und Ärzte streben einen frühen Ruhestand an. Viele möchten bis in die späten Sechziger oder gar Siebziger tätig sein – mit Leidenschaft.

image

Chirurgin oder Mutter? Wenn Karriere und Kinderwunsch kollidieren

Lange Arbeitszeiten, starrer Ausbildungsweg, kaum Spielraum für Teilzeit: Junge Chirurginnen verschieben oft ihre Mutterschaft. Das hat Konsequenzen – auch fürs Fachgebiet.

image

Spitäler Schaffhausen: Neuer Chefarzt Anästhesie und Intensivmedizin

Daniel Borer wechselt vom Kantonsspital Winterthur an den Rheinfall – und übernimmt dort zugleich auch die Leitung des OP-Bereichs.

image

Zulassungs-Stau bei SIWF und MEBEKO: Zürich reagiert

Lange Wartezeiten bei der Titelanerkennung gefährden die medizinische Versorgung. Nun passt das Zürcher Amt für Gesundheit seine Praxis an und erlaubt es teilweise, Ärztinnen und Ärzte provisorisch einzusetzen.

Vom gleichen Autor

image

Diese 29 Erfindungen machen die Medizin smarter

Das US-Magazin «Time» kürte die wichtigsten Innovationen des Jahres aus dem Gesundheitswesen. Die Auswahl zeigt: Fortschritt in der Medizin bedeutet heute vor allem neue Schnittstellen zwischen Mensch, Maschine und Methode.

image

Privatklinik Aadorf: Führungswechsel nach 17 Jahren

Die Privatklinik Aadorf bekommt einen neuen Leiter: Michael Braunschweig tritt die Nachfolge von Stephan N. Trier an.

image

Baselbieter Kantonsparlament stützt UKBB

Das Universitäts-Kinderspital beider Basel soll frische Subventionen erhalten, um finanzielle Engpässe zu vermeiden. Der Entscheid im Landrat war deutlich. Doch es gibt auch Misstrauen.