Rega will trotzdem ins Wallis

War es ein abgekartetes Spiel? Die Rega ortet jedenfalls «grobe Mängel» beim Entscheid, dass sie im Wallis nicht retten darf.

, 4. Januar 2023 um 09:32
image
Bild: zvg
Vor Monatsfrist schien die Lage noch klar: «Der Kampf der Rettungs-Unternehmen um den Walliser Luftraum ist entschieden», schrieb Medinside. Die Rega zog den Kürzeren und erhielt den erhofften Auftrag nicht. Doch nun wehrt sich die Rega. Sie will den Leistungsauftrag für die Luftrettung im Kanton Wallis nicht kampflos den beiden Konkurrenten Air Zermatt und Air-Glaciers überlassen.

War schon von Anfang an alles klar?

Die Rega hat deshalb eine Beschwerde eingereicht. Nun muss sich der Staatsrat des Kantons Wallis mit dem umstrittenen Entscheid der Kantonalen Walliser Rettungsorganisation (KWRO) befassen.
Die Rega hat zwei Einwände. Der erste ist ein happiger Vorwurf an die KWRO. Das Vergabeverfahren sei von Anfang an so ausgestaltet gewesen, dass die beiden Walliser Anbieterinnen, die Air Zermatt und die Air-Glaciers, den Zuschlag erhalten würden.

Walliser retten zu langsam und nachts zu wenig

Der zweite Einwand richtet sich generell gegen das Walliser Rettungswesen. Die notfallmedizinische Versorgung im Kanton Wallis sei zum Teil mangelhaft. Es brauche nun die Rega, um das zu ändern.
Die Mängel im Rettungswesen sind für die Rega offensichtlich: Im Kanton Wallis würden die Hilfsfristen überschritten. In der Nacht könnten wegen zu wenig Kapazitäten und ungenügender Ausrüstung nur sehr wenige Rettungen durchgeführt werden.

Abgekartetes Spiel

Trotz dieser offensichtlichen notfallmedizinischen Mängel im Walliser Luftrettungssystem sei dies bei der Vergabe des Auftrags komplett ausgeblendet worden. Die Angebote der drei Unternehmen seien gezielt zum Vorteil der Air Zermatt und der Air-Glaciers und zum Nachteil der Rega bewertet worden.
Ausserdem habe die KWRO die Zuschlagskriterien nicht gewichtet, immer wieder abgeändert oder bei der Bewertung gar nicht angewandt.

Befangene KWRO

Schliesslich sei die KWRO befangen gewesen. Nach Ansicht der Rega dürfe es nicht sein, dass an der Bedarfsanalyse Vertreter von Air Zermatt und Air-Glaciers beteiligt waren, die gleichzeitig Mitglieder des Verwaltungsrats der KWRO sind.

Das Ziel der Beschwerde

Die Rega will künftig im Wallis ebenfalls als offizielle Retterin beauftragt werden und mit ihrem Helikopter fliegen, den sie vor einiger Zeit in Sion stationiert hat. Ausserdem will sie von weiteren Basen aus ebenfalls ins Wallis fliegen. Von 6 der 14 Rega-Basen aus könne das Wallis innert 6 bis 13 Flugminuten erreicht werden, wirbt die Rega für ihr Angebot.
Bei ihrer Beschwerde betont die Rega, dass sie keineswegs die anderen Helikopterunternehmen verdrängen wolle. Das Unternehmen zeigt sich selbstlos: Es wolle nur, dass sich Patienten im Kanton Wallis darauf verlassen könnten, dass bei einem medizinischen Notfall immer das nächste und am besten geeignete Luftrettungsmittel aufgeboten werde.

  • ärzte
  • rega
  • wallis
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Berner Zeitungen verletzten Privatsphäre einer Ärztin

Ein Artikel in den Berner Medien enthielt zu viele Details über eine verurteilte Ärztin. Der Pressrat gab deshalb den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern (UPD) recht.

image

EPD: Verschnaufpause für Ärztinnen und Ärzte

Die Anschlusspflicht für Ärztinnen und Ärzte ans EPD soll erst mit der grossen Revision eingeführt werden.

image

USA: Milliardärin befreit Medizinstudenten von Studiengebühren

Am Albert Einstein College of Medicine in New York lernen die Medizinstudenten ab sofort gratis. Dank einer Milliardenspende.

image

Der IV fehlen die Ärzte – weil niemand dort arbeiten will

Schlechtes Image, andere Kultur: Deshalb hat die IV so grosse Mühe, genug Ärzte und Ärztinnen für die IV-Abklärungen zu finden.

image

Weltweit eines der ersten High-End-Dual-Source-CT-Systeme im Ensemble Hospitalier de la Côte in Morges

Welche Vorteile daraus für die regionale Bevölkerung entstehen, lesen Sie im nachfolgenden Interview mit Dr. Mikael de Rham, CEO vom Ensemble Hospitalier de la Côte (EHC).

image

Deshalb sponsert die Rega bessere Heli-Landeplätze

Die Rega beteiligt sich mit 100'000 Franken an den Kosten des Spitallandeplatzes der neuen Klinik Gut St. Moritz. Und diese Klinik ist nicht die einzige.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.