«Wir haben auch schon keine Spitalrechnungen mehr gezahlt, um Druck aufzubauen»

Helsana-Chef Daniel Schmutz sagt, wie der Krankenversicherer mit fragwürdigen Abrechnungen von Ärztinnen und Ärzten umgeht. Und wo es Anpassungen braucht.

, 2. November 2020 um 09:10
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In einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» spricht Daniel Schmutz über Fälle, bei denen Ärzte und Ärztinnen mehrere angeblich gleichzeitig durchgeführte Operationen abrechnen. Das sei ein strafrechtliches Delikt, sagt der Chef der Krankenkasse Helsana, die wie alle anderen Versicherer ein Team hat, das Missbräuche aufspürt.
Schwere Betrugsfälle sind Schmutz zufolge aber die Ausnahme. «Wir wissen natürlich mehr als die Öffentlichkeit.» Es werde selten betrogen. Auch wenn gewisse aus den Medien bekannte Vorfälle den Eindruck erweckten, die Hälfte der Ärzte seien Abzocker. 99 Prozent rechnen korrekt ab, sagt er der Zeitung.

Es werde selten betrogen

Wenn ein Arzt aber beispielsweise mehr abrechne, als er getan habe, stelle der Versicherer Rückforderungen und versuche, die Angelegenheit gütlich zu regeln. Misslinge dies, würden die ärztliche Fachgesellschaft einbezogen und man probiere, Pauschalen auszuhandeln. 
Es kann aber noch weiter gehen: «Wir haben auch schon keine Spitalrechnungen mehr gezahlt, um Druck aufzubauen.» Bei krassen Fällen oder bei Uneinsichtigkeit gebe es auch Anzeigen oder es komme zum Gang an die Öffentlichkeit. 

Schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu

Das Problem von Missständen in den Spitälern liegt laut Daniel Schmutz in der undurchsichtigen Aufsicht. Denn in allen Grossspitälern mit unklaren Aufsichtsstrukturen, wo die Politik im Hintergrund mitmische, sei fehlbares Verhalten möglich. 
Hier brauche es Anpassungen: «Je mehr Gremien existieren, desto leichter ist es für Unispitäler, sich gegenseitig die Verantwortung zuzuschieben.» Besser wäre, weniger Organe zu haben und klar zu regeln, wer was entscheidet und zu verantworten hat, wie der Helsana-Chef der NZZaS weiter sagt. Es brauche einen Verwaltungsrat oder einen Spitalrat, der die Verantwortung nicht abschieben könne.
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