Kein Vertrauen mehr: Wechsel an der Spitze des Kantonsspitals Aarau

Konrad Widmer tritt Ende 2018 als Verwaltungsratspräsident beim Kantonsspital Aarau (KSA) zurück. Ad interim übernimmt Vizepräsident Felix Schönle das Präsidium.

, 15. November 2018 um 11:00
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An der Spitze des Verwaltungsrats des Kantonsspitals Aarau (KSA) kommt es zu einem überraschenden Wechsel: Konrad Widmer hat sich entschlossen, sein Amt per Ende dieses Jahres abzugeben. Widmer gehört seit 2015 dem KSA-Verwaltungsrat an und ist seit März 2016 deren Präsident. 
Der Regierungsrat und Widmer sind zum Schluss gekommen, dass ein Führungswechsel in der Zeit der strategischen Neupositionierung notwendig sei. Als Grund nennt die Staatskanzlei in einer Mitteilung, dass «das gegenseitige Vertrauen nicht mehr gegeben ist».

Felix Schönle übernimmt

Als weitere Gründe für seinen Rücktritt nennt der 56-jährige Mediziner «die fehlende Vernetzung im Kanton Aargau und die ungenügende Work-Life-Balance für mich und meine Familie». Widmer ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie mit einem MBA der Universität St. Gallen (HSG).
Ab 1. Januar 2019 wird Vizepräsident Felix Schönle den Verwaltungsrat ad interim führen, wie es weiter heisst. Er gehört seit sieben Jahren dem KSA-Verwaltungsrat an und werde in den nächsten Monaten die Führungskontinuität sicherstellen. Der Regierungsrat dankt Widmer in der Mitteilung für seine Arbeit.

War früher Chef des Uni-Kinderspitals

Konrad Widmer war früher Vorsitzender der Geschäftsleitung des Universitäts-Kinderspitals beider Basel, CEO der Sonnenhof in Bern und Leiter der Gesundheitsversorgung des Kantons Basel-Stadt.
Er ist zudem Präsident des Verwaltungsrats der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel (UPK), sitzt im Verwaltungsrat der Lenzburger Health-IT-Firma Hint und übt eine selbstständige Beratungs- und Managementtätigkeit aus.

Kantonsspital in den Schlagzeilen

Das Kantonsspital Aarau sorgte in letzter Zeit öfters für Schlagzeilen: Grund sind Abrechnungen eines Kaderarztes. Der Chefarzt Angiologie erfasste bekanntlich Leistungen von anderen Ärzten oder während seiner Abwesenheit auf sich.
In der Zwischenzeit hat der Aargauer Regierungsrat die Staatsanwaltschaft ersucht, ein Strafverfahren zu prüfen. Die Akten enthielten offenbar Hinweise auf ein möglicherweise strafrechtlich relevantes Verhalten des Chefarztes. 

Kein Zusammenhang

Zwischen den Vorfällen rund um den Chefarzt Angiologie und dem Rücktritt von VR-Präsident Widmer gibt es keinen Zusammenhang. Dies sagt Karin Müller, Kommunikationsleiterin beim Departement Gesundheit und Soziales. Es gehe hier vor allem um die strategische Ausrichtung und um die allgemeine Zukunft des KSA. 
Dass keine einzelne Sache im Vordergrund steht, bestätigt auch Konrad Widmer. «Es ist dem Regierungsrat und mir nicht gelungen, eine gemeinsame Sprache zu entwickeln, mit der es möglich wäre, über die unterschiedlichen Rollen und den damit verknüpften Erwartungen zu sprechen», sagt er. 

Widmer: «Unterschiedliche Rollen»

Auf Grund der unterschiedlichen Rollen müsse der Regierungsrat die Entscheide eher politisch treffen. Der Verwaltungsrat sollte zwar die politischen Rahmenbedingungen beachten, aber müsse Entscheide auf rein sachlicher Basis treffen. «Diese Diskrepanz kann nur in einem auf Vertrauen basierten Dialog überbrückt werden und an dem hat es gefehlt», so Widmer. 
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