Pflege: Was die Wirtschaft von der Joder-Initiative hält

Economiesuisse teilt zwar das Ziel, den Berufsstatus der Pflegeprofis aufzuwerten. Doch der Wirtschafts-Dachverband schlägt einen anderen Weg vor.

, 14. April 2016 um 08:53
image
  • pflege
  • politik
  • pflegeinitiative
Der derzeit schwelende Streit um erweiterte Kompetenzen für Pflegefachpersonen beschäftigt Politik und Verbände. Der Pflegeberufsverband (SBK) hat am Dienstag sogar mit einer Volksinitiative gedroht.
In seiner Sondersession vom 25. bis 27. April beschäftigt sich als nächstes der Nationalrat mit dem Thema. Dann legt die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK) dem Rat einen entsprechenden Gesetzesentwurf zur Änderung des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) vor. 
Kurz: Die Pflegefachpersonen sollen Grundpflegeleistungen ohne ärztliche Anordnung erbringen und direkt mit der Krankenversicherung abrechnen können.

Mehr unkoordinierte Leistungen

Nun meldet sich der Wirtschaftdachverband zu Wort: Economiesuisse teile zwar die Zielsetzung der Initiative, den Berufsstatus der Pflegefachpersonen aufzuwerten. Doch der Weg, der mit dieser Gesetzesvorlage eingeschlagen werde, bezeichnet der Verband als «falsch». Der Verband lehnt den Gesetzesentwurf ab.
Economiesuisse empfiehlt dem Parlament, nicht darauf einzutreten. Mit dieser Vorlage verstärke sich die Fragmentierung des Gesundheitswesens; dies könne auch mit der Vertragsfreiheit im Pflegebereich nicht verhindert werden, argumentiert der Verband.

Economiesuisse schlägt andere Lösung vor

Der vorliegende Gesetzesentwurf «schwächt die Behandlungsqualität und treibt die Kosten zusätzlich in die Höhe.» Er werde die Versorgung der Patienten durch mehr unkoordinierte Leistungen verteuern und die Versorgungsqualität tendenziell verschlechtern, so die Position des Verbandes.
Stattdessen solle die Stellung der Pflege im Rahmen integrierter Versorgungsmodelle gestärkt werden. Zudem müsse die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Pflegenden verbessert und die Arbeitsteilung weiterentwickelt werden, so der Vorschlag von Economiesuisse. 

Nein auch zum verlängerten Zulassungsstopp

Economiesuisse empfiehlt zudem den Gesetzesentwurf zur Ablehung, der eine Verlängerung der Zulassungsbeschränkung um weitere drei Jahre vorsieht. Der Zulassungsstopp sei kein geeignetes Instrument, um das Kostenwachstum im Bereich der obligatorischen Krankenversicherung zu bremsen. Mit einer Weiterführung der Zulassungsbeschränkung werde die erwünschte Verlagerung hin zu ambulanten Versorgungsmodellen behindert, so der Verband. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Demente Pflegeheim-Bewohner: Zu viele Antipsychotika

In Pflegeheimen erhalten viele Demente umstrittene Medikamente. Obwohl andere Massnahmen mehr wirken würden.

image

Alzheimer Schweiz: SP-Urgestein wird Präsident

Der ehemalige Bieler Stadtpräsident Hans Stöckli übernimmt die Spitze der Organisation.

image

Monsieur Prix mag das Réseau de l’Arc

Preisüberwacher Stefan Meierhans schlägt vor, dass die Politik viel stärker auf grosse Gesundheitsnetze mit festen Budgets setzt.

image

KSSG: Es rumort weiter in der Pflege

Erneut gehen Pflegefachleute an die Öffentlichkeit und berichten von Abgängen. Das Kantonsspital St. Gallen relativiert.

image

Timing und Treffgenauigkeit: Die Kunst der Informationsvermittlung

In einer Zeit, in der die Effizienz und Qualität im Gesundheitswesen mehr denn je von entscheidender Bedeutung sind, kommt der reibungslosen Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren eine zentrale Rolle zu.

image

Keine Zulassungserleichterung für Orphan Drugs

Eine schnellere Zulassung für Arzneimittel bei seltenen Krankheiten hätte laut dem Bundesrat hohe Kostenfolgen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.