Der Militärarzt ist ein junger Mediziner, der frisch vom Medizinstudium kommt und in der Armee seinen Praktischen Dienst als Truppenarzt in der Grundversorgung absolviert. Doch von diesen gibt es nicht mehr genügend, wie ein Bericht der Zeitungen von CH Media zeigt. Demnach will fast niemand mehr Militärarzt werden.
Dafür gebe es mehrere Gründe: Ein Grund sei die tiefe Tauglichkeitsrate von knapp 60 Prozent bei Maturanden, sagt Armeesprecher Daniel Reist der Zeitung. Zudem habe ein Teil der Studierenden keine Schweizer Staatsbürgerschaft. Und über 70 Prozent der angehenden Ärzte und Ärztinnen seien Frauen.
Lange Dienstpflicht als Hindernis
Ein anderer Grund, dass weit weniger als jeder siebte Medizinstudierende Dienst als Arzt in der Armee leisten will, liegt gemäss Zeitung in einer Benachteiligung in der Ausbildung gegenüber Nicht-Dienstleistenden: Der Eignungstest finde immer eine oder zwei Wochen nach dem Start der militärischen Grundausbildung statt. Da die ersten Rekrutenschule-Wochen Eingewöhnungszeit bedürften, sei die Mediziner-Prüfung trotz Urlaub mit einer zusätzlichen Belastung verbunden.
Ein weiterer Grund für die Unbeliebtheit der Ausbildung zum Militärarzt oder Militärärztin ist gemäss Zeitung die lange Dienstpflicht. Militärärzte müssen mindestens bis zum Offiziersgrad «Leutnant» aufsteigen. Das wiederum bedeutet, dass sie insgesamt fast eineinhalb Jahre ihres Lebens im Dienst der Schweizer Armee verbringen müssen, wie die Zeitungen von CH Media weiter schreiben.
Anrechnung, Zertifikate, Führungserfahrung
Aus Sicht der Armee gebe es wegen der militärärztlichen Ausbildung aber keine Nachteile für Anwärterinnen und Anwärter, wird Armeesprecher Reist im Bericht zitiert. Die Armee pflege den Kontakt zu den Universitäten und unterstütze angehende Militärärzte in der Vorbereitung auf den Eignungstest fürs Medizinstudium. Die Laufbahnplanung für Militärärzte ist eng mit dem universitären Studienverlauf verknüpft und zeitlich wie inhaltlich darauf abgestimmt. Zudem kann die
Militärarzt-Offiziersschule in der Hälfte fraktioniert werden.
Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass die gesamte Ausbildungsdauer von allen medizinischen Fakultäten voll an das Wahlstudienjahr angerechnet wird. Dies nicht zuletzt, weil die Ausbildungsschwergewichte im Fachdienstbereich liegen: Primär werden Lerninhalte zur Militär- und Katastrophenmedizin ausgebildet. Darüber hinaus können diverse Zertifikate erworben werden. Diese stellen gemäss Armee eine ideale Vorbereitung auf das Berufsleben und die Arbeit als Kader akademischer Medizinalberufe dar. Meist werden diese im Zivilen erst viel später erlangt und seien mit hohen Kosten verbunden. Und schliesslich komme die Führungsausbildung und die Führungserfahrung dazu.