Walter Weder wechselt vom Unispital zu einer Privatklinik

Der Chefarzt und Klinikdirektor der Thoraxchirurgie am Zürcher Unispital (USZ) wechselt zur Swiss Medical Network-Klinik Bethanien. Doch offenbar hätte alles ganz anders kommen sollen.

, 21. März 2019 um 08:31
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Walter Weder gibt diesen Sommer die Leitung der Klinik für Thoraxchirurgie am Universitätsspital Zürich (USZ) ab. Der bekannte langjährige Klinikdirektor und ehemalige ärztliche Co-Direktor wird 65 Jahre alt. Auch für Professoren gilt das ordentliche Pensionierungsalter.
Der Pionier der Lungentransplantation wechselt zur Privatklinik Bethanien. Er sei «mit Leidenschaft Arzt und Wissenschaftler» und wolle seine Erfahrung weiterhin «Patienten zugutekommen lassen», sagte der Klinikdirektor und Chefarzt dem «Tages-Anzeiger». Neben seiner Tätigkeit in der Swiss Medical Network-Privatklinik wolle der ehemalige stellvertretende ärztliche Direktor am USZ auch im Ausland engagiert sein.

Der Wechsel hat eine Vorgeschichte  

Doch offenbar hätte alles ganz anders kommen sollen, so die Zeitung. Es war vorgesehen, dass Walter Weder als ehemaliges Mitglied der Spitaldirektion das Projekt am Flughafen leiten sollte. In der Überbauung Circle will das USZ dort im nächsten Jahr zahlreiche ambulante Dienste betreiben.
Vorangegangen war dem Wechsel ein Zerwürfnis zwischen Weder und dem Unispital, wie der Tagi schreibt.* Vor dem Hintergrund des Berufungsverfahrens für Weders Nachfolge haben ihm Kritiker vorgeworfen, für eine Ärztin seinen Einfluss in der Fakultät und im Unispital geltend gemacht zu haben. Die Frau wurde im Rahmen einer Assistenzprofessur mit Tenure Track von der medizinischen Fakultät vorgeschlagen. Die Wahl der «ausgezeichnet qualifizierten» Medizinerin als Nachfolgerin von Walter Weder wäre praktisch garantiert gewesen, schreibt die Zeitung. 
Dieses Vorgehen widerspreche aber den universitären Regeln, so die Kritiker aus Fachkreisen, die sodann auch beim Rektor intervenierten. Unter anderem hätten andere Kandidaten keine Chance. Und besonders problematisch sei, dass das Berufungsverfahren «offensichtlich vom aktuellen Stelleninhaber bestimmt» werde, steht laut dem «Tages-Anzeiger» in einer Mail an den Rektor.

Gerüchte über eine mögliche Bevorzugung hielten an

Nach der Intervention gegen diese Lösung entschied sich die Universitätsleitung, das Berufungsverfahren für den Thoraxchirurgie-Lehrstuhl offen auszuschreiben. Es handle sich um «eine bedeutende Professur», hält die UZH gegenüber der Zeitung fest.
Doch die Gerüchte über eine mögliche Bevorzugung hielten an. Eine externe Sachverhaltsabklärung habe aber ergeben, dass die Ärztin «keine unrechtmässige Bevorzugung erfahren» habe. Auch Weder sagte gegenüber dem Tagi, er sei «weder in ein Nachfolgegeschäft eingebunden» gewesen noch habe er «eine andere, wie auch immer geartete Rolle eingenommen».

Lehrstuhl ist und bleibt noch vakant!

Auf jeden Fall ist die Nachfolge von Walter Weder für die Professur der Thoraxchirurgie an der UZH derzeit immer noch nicht geregelt, wie im Zeitungsbericht weiter steht. Die besagte Kronfavoritin, die sich für die Stelle beworben habe, habe sich aus dem Rennen genommen, zwei Kandidaten für die Nachfolge schieden ebenfalls aus. Wie es nun weitergeht, ist offen. Klar ist nur: Nach dem Weggang von Weder übernimmt als Interimslösung der Leitende Arzt Didier Schneiter die Chefarztfunktion. 

* Korrigendum
In einer früheren Version des Artikels gab es einen Fehler bei der chronologischen Abfolge. Diese wurde nun korrigiert.
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