Vor allem auch Antoine Hubert dürfte vom Immobilien-Deal profitieren

Beim Anteilsverkauf von Infracore an Baloise hat Swiss-Medical-Network-Eigner Aevis dem Versicherer ein Rückverkaufsrecht eingeräumt. Finanzmarktprofis bezeichnen dies als «merkwürdig».

, 20. Mai 2019 um 08:38
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Der Verkauf der Aevis-Immobilientochter Infracore an den Versicherer Baloise weise seltsame Elemente auf. Dies schreibt die NZZ-Finanzmarkt-Plattform «The Market» am Montag. Der Swiss-Medical-Network-Eigentümer hat im vergangenen Jahr für 86,5 Millionen Franken 20 Prozent von Infracore an den Versicherer veräussert. 
Grund für die Merkwürdigkeit sei unter anderem: Aevis habe Baloise über eine sogenannte Put-Option ein Rückverkaufsrecht eingeräumt. Dieses Instrument gebe dem Grossinvestor das Recht, nach zwei Jahren den 20-Prozent-Infracore-Anteil ganz oder teilweise zum ursprünglichen Preis an Aevis zurückzuverkaufen – zuzüglich einer Jahresrendite von fünf Prozent. 
Die Tochtergesellschaft Infracore (früher Swiss Healthcare Properties) umfasst alle Klinik-Immobilien der Swiss-Medical-Network-Gruppe. Das sind über 30 Objekte an 15 Standorten mit einem Marktwert von gut 890 Millionen Franken. Aevis kommt auf einen Unternehmenswert von über zwei Milliarden Franken. 

Das sind die Nutzniesser des Deals

«The Market» stellt sich die Frage, ob Aevis Gelder nun verteilen wolle, die es im Fall des Baloise-Deals allenfalls wieder herausgeben müsse. Denn die Aktionäre sollen nebst einer Verdoppelung der ordentlichen Dividende eine zusätzliche Ausschüttung von 3.80 Franken je Aktie erhalten. Dies, wenn Aevis weitere 60 Prozent an Infracore an Investoren und das Publikum verkaufen kann. Allein mit der zusätzlichen Ausschüttung würden total fast 60 Millionen Franken aus dem Unternehmen abfliessen.
Bemerkenswert sei weiter, so das Finanzportal, dass vor allem CEO Antoine Hubert sowie Verwaltungsrat Michel Reybier von den in Aussicht gestellten Ausschüttungen profitieren dürften. Sie halten mit Huberts Ehefrau fast 77 Prozent an der Klinik- und Hotelgruppe. Das Trio erhielte nach dem geplanten Beteiligungsverkauf zusammen via die ordentliche plus die bedingte Ausschüttung (zusammen 4.90 Franken) mehr als 59 Millionen Franken.

«Hände weg von Aevis-Papieren»

Das NZZ-Finanzportal schreibt weiter: «Solch üppige Auszahlungen erstaunen auch vor dem Hintergrund, dass die Aevis-Gruppe eine bedeutende Verschuldung hat sowie im Juni und in den nächsten Jahren insgesamt vier Anleihen im Gesamtnennwert von 495 Millionen Franken zurückzahlen muss.»
Mit der mehrheitlichen Abspaltung von Infracore verändert sich laut «The Market» der Charakter der Aevis-Gruppe grundlegend. Dies betreffe die Anleihensgläubiger wie die Aktionäre. Aktionäre müssten sich überdies fragen, welche Potenziale die verbleibenden Gruppenteile zu bieten haben. Die Finanzplattform rät deshalb auch, die Hände von den Aevis-Papieren zu lassen.
  • Aevis Victoria und die merkwürdige Put-Option. «The Market» (verlangt Registrierung)
Der Redaktor (cm) hält weder direkt noch indirekt in irgendeiner Form eine Beteiligung (Kapital und Stimmrecht) an Aevis. 
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