Vamed: Der Gesundheits-Generalunternehmer

Der österreichische Health-Management-Konzern regt sich mehr und mehr in der Schweiz, soeben übernahm er eine weitere Klinik. Und er gründete eine Tochterfirma, mit der er seine spezielle Stärke hier ausspielen will: Vamed Health Project Schweiz.

, 27. November 2017 um 06:59
image
  • spital
  • reha
  • reha seewis
  • vamed
  • neubauten
Wer sind die grossen privaten «Player» im Schweizer Gesundheitswesen? Hirslanden und Swiss Medical Network, gewiss. Die Pallas-Kliniken können genannt werden. Ferner die RehaClinic-Gruppe, und zunehmend beachtet wird Ameos. Aber wer denkt da an Vamed?
Kürzlich jedoch machte das österreichische Unternehmen von sich reden, als es die Reha Seewis übernahm
Damit betreibt Vamed inzwischen drei Rehabilitationszentren im Land – neben der Klinik im Bündnerland führt es auch den Kneipphof in Dussnang und die Rehaklinik Zihlschlacht.

Chancen, die sich ergaben

Weitere Kliniken könnten folgen, sagt Andreas Roos, der CEO von Vamed Schweiz: Das Unternehmen wolle seine Präsenz hierzulande verstärken, laufend prüfe man Wachstumschancen – auch ausserhalb der Ostschweiz.
Dass der österreichische Konzern bislang nur in der Ostschweiz auftrat, sei eher Zufall, so Roos: «Es ergab sich aus Opportunitäten.»
Thematisch liege der Fokus dabei traditionell in der Rehabilitation – die Strategie werde aber laufend den Entwicklungen im Schweizer Gesundheitsmarkt angepasst.
image
Reha: Vamed-Klinik Seewis mit rund 100 Mitarbeitern PD
Klar ist jedenfalls, dass sich hier ein starker Player im hiesigen Markt zu regen begonnen hat. Der Vamed-Konzern beschäftigt weltweit rund 17'000 Mitarbeiter und erzielte letztes Jahr einen Umsatz von rund 1,9 Milliarden Franken. Zum Vergleich: Bei Hirslanden, der grösste Privatklinikgruppe, arbeiten knapp 10'000 Personen, der Jahresumsatz liegt bei bei gut 1,7 Milliarden Franken.
Allerdings hinkt der Vergleich: Vamed ist breiter aufgestellt, der Betrieb von Kliniken ist nur ein Teilbereich. Der Konzern war 1982 vom nationalen Industriekonzern Voest Alpine gegründet worden, um das Allgemeine Krankenhaus der Stadt Wien zu errichten. Danach entwickelte er sich zu einem weltweit führenden Gesamtanbieter für Spitäler und andere Einrichtungen im Gesundheitswesen: Projektentwicklung, Planung, Errichtung, Management gehören zum Angebot – aber auch technische, kaufmännische und infrastrukturelle Dienstleistungen sowie Betriebsführung.
In 82 Ländern auf fünf Kontinenten hat Vamed bislang gut 800 Projekte umgesetzt. Heute befindet sich das Unternehmen zu 77 Prozent im Besitz des deutschen Gesundheitskonzerns Fresenius

Autonomie für die Kliniken

Hierzulande ist damit bislang erst ein Zweig von Vamed aktiv: der Bereich Reha. Zu Vamed Rehabilitation gehören – neben den Schweizer Häusern – mittlerweile vierzehn Kliniken und Therapiezentren in Österreich, Tschechien und Grossbritannien.
Den Kliniken gewähre Vamed dabei eine hohe Autonomie, sagt Schweiz-CEO-Roos: So könne man flexibel auf die Bedürfnisse von Patienten, Zuweisern oder Behörden reagieren. Aber: «Natürlich wollen wir auch Synergien im Gruppenverbund realisieren, etwa im IT- oder Tarifbereich, und wir fördern den gegenseitigen Erfahrungsaustausch.»
image
Wellness: Vamed Therme in Frauenwinkel, Neusiedler See | PD
In den bestehenden Standorten prüft das Vamed-Management ständig neue Angebote. Die Klinik in Dussnang, zuvor auf orthopädisch-muskuloskelettale Rehabilitation spezialisiert, erhielt im Frühjahr vom Kanton Thurgau den Leistungsauftrag für geriatrische Rehabilitation. Hierzu wird zur Zeit ein moderner zusätzlicher Kliniktrakt errichtet. In der neurologischen Rehabilitationsklinik in Zihlschlacht verfolge man ebenfalls einen konsequenten Innovationskurs, sagt Andreas Roos: «Hier werden beispielsweise neue Technologien und Ansätze wie Rehabilitationsrobotik und Telerehabilitation ergänzend in die die bewährten Therapiekonzepte aufgenommen.»

Nigeria, Malaysia, China, Tunesien...

Ein weiterer Punkt, der zu beachten sein wird, findet sich im Handelsamtsblatt des Kantons Thurgau: Dort wurde im Februar die Vamed Health Project Schweiz AG eingetragen. Unternehmenszweck ist unter anderem die Planung und Errichtung von Bauten, «insbesondere auf dem Gebiete des Gesundheitswesens», ferner die Wartung von Labor- und Krankenhauseinrichtungen.
image
Bauprojekte: Polikliniken Begoro, Ghana | PD
Kurz: Die neue Thurgauer Vamed-Gesellschaft widmet sich dem traditionellen Standbein des Mutterhauses, dem Projektgeschäft. Die österreichischen Projektprofis errichteten oder betrieben bislang Spitäler in so unterschiedlichen Staaten wie Ghana, Malaysia, Nigeria, Abu Dhabi, China, Laos, Tunesien oder Deutschland.
Einerseits managt das Unternehmen dabei Neu-, Umbau- und Sanierungsprojekte – und andererseits betreibt es in den fertiggestellten Spitälern die Medizin-, Betriebs- und Informationstechnik, die Sterilgutversorgung oder die OP-Einheit.
Offensichtlich ist also eines: Vamed wird in diesem Geschäftsfeld auch in der Schweiz mitspielen wollen. Mit der Gründung von Vamed Health Project Schweiz wolle man hier künftig nahe am Markt sein und zugleich Swissness bieten, sagt Andreas Roos. Erste Projekte seien bereits in der Umsetzung.
Imagefilm: Die Reha-Kliniken von Vamed
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

USZ macht Verlust von 49 Millionen Franken

Verantwortlich dafür sind unter anderem inflations- und lohnbedingte Kosten. Zudem mussten Betten gesperrt werden.

image

Auch das KSW schreibt tiefrote Zahlen

Hier betrug das Minus im vergangenen Jahr 49,5 Millionen Franken.

image

...und auch das Stadtspital Zürich reiht sich ein

Es verzeichnet einen Verlust von 39 Millionen Franken.

image

Kantonsspital Olten: Neuer Chefarzt Adipositaschirurgie

Urs Pfefferkorn übernimmt gleichzeitig die Führung des Departements Operative Medizin.

image

SVAR: Rötere Zahlen auch in Ausserrhoden

Der Einsatz von mehr Fremdpersonal war offenbar ein wichtiger Faktor, der auf die Rentabilität drückte.

image

Wie relevant ist das GZO-Spital? Das soll das Gericht klären.

Das Spital in Wetzikon zieht die Kantonsregierung vors Verwaltungsgericht – und will belegen, dass es unverzichtbar ist.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.