Unispital zieht Konsequenzen aus dem Whistleblower-Fall

Das Universitätsspital Zürich (USZ) will mit verschiedenen Massnahmen die Governance verbessern. Eine Folge der unrühmlichen Whistleblower-Affäre.

, 8. September 2020 um 13:17
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Im Fall um Francesco Maisano war der Druck für die Leitung des Universitätsspitals Zürich (USZ) zu gross geworden. Denn vermehrt gab es auch Kritik am Führungsverhalten der Spitalleitung. Am vergangenen Donnerstag setzte Präsident Martin Waser und CEO Gregor Zünd dann zum Befreiungsschlag an: Der Klinikdirektor der Herzchirurgie, Francesco Maisano, wird das Unispital Ende Februar 2021 «im gegenseitigen Einvernehmen» verlassen. Es ist laut Martin Waser nicht das Resultat einer Untersuchung, sondern eine «Güterabwägung» zwischen dem Gesamtinteresse des Spitals und den Interessen der betroffenen Personen. Das Gremium hofft nun, dass mit diesem Schritt endlich Ruhe in der Herzchirurgie und auch im Unispital einkehren wird.
Die Verantwortlichen des Universitätsspitals haben aus der ganzen Angelegenheit rund um Francesco Maisano auch Lehren gezogen, wie sie zum Ausdruck bringen. Martin Waser und Gregor Zünd wollen vor allem Lücken in der Governance des Unispitals schliessen. 

Mitarbeiter können Sachverhalte anonym eingeben

Geplant ist eine anonyme «Whistleblowerplattform». Zwar verfüge das USZ mit einer internen Anlaufstelle, dem Compliance oder der Ombudskommission über eine ganze Reihe von Kanälen, um Fehler und Probleme zu melden. Doch bisher gab es keine Möglichkeiten, Meldungen anonym zu platzieren. Genau dies soll künftig mit einer externen, anonymen Plattform erreicht werden. Angezeigte Sachverhalte sollen dort behandelt und geklärt werden. Die Einführung der Plattform erfolge in den nächsten Wochen.
Ihren unberechenbaren Lauf nahm die Krise Ende Dezember 2019, als ein Whistleblower die Vorwürfe gegen seinen Vorgesetzten Maisano erhoben hatte. Der Fall fand schliesslich den Weg in die Medien. In seiner Funktion als Klinikdirektor wurde Maisano inzwischen bislang zwar von den wesentlichen Anschuldigungen entlastet. Doch der Personalkonflikt zwischen ihm und dem Hinweisgeber ist in den vergangenen Wochen eskaliert. Und zwar in einer solchen Form, dass das Unispital nicht nur mit dem Leiter der Herzchirurgie, sondern auch mit dem Whistleblower getrennte Wege gehen will. Mit ihm sei die «Art der Trennung» zurzeit aber offen.

Zusammenarbeit mit Whistleblower nicht mehr möglich

Die Sache habe mit dem Whistleblowing aber nichts zu tun, sagte Martin Wasser der NZZ. Das Unispital trenne sich nicht vom Whistleblower, sondern vom Leitenden Arzt. Ausschlaggebend seien andere Gründe gewesen, auch wenn er dazu nicht mehr sagen könne. Der Herzchirurg soll gemäss gut unterrichteten Quellen intern nicht unumstritten sein und das Kantonsspital St. Gallen (KSSG) will zum Beispiel nicht, dass er St. Galler Patienten operiert. 
Man habe zudem gedacht, dass der Leitende Arzt wieder ins Team integriert werden könne, nachdem er bereits einmal das Unispital verlassen musste - und aus bislang nicht ganz nachvollziehbaren Gründen wieder zurückgekehrt ist. Aber es habe sich dann gezeigt, dass eine Zusammenarbeit in dieser vertrackten Situation nicht mehr möglich sei, sagte Waser der Zeitung weiter.

Bessere Koordination zwischen Unispital und Uni

Eine zweite Massnahme ist die Einführung eines Transparenz-Registers am Unispital. Denn aufgrund der Doppelanstellung mit der Universität waren viele Nebenbeschäftigungen bisher nur auf der Uni-Webseite zu finden. Zudem sollen ebenfalls neu Beteiligungen aufgenommen werden. Bis im Spätherbst soll dieses Register im Detail konzipiert werden, um «notwendige und sinnvolle Leitplanken für die Zusammenarbeit mit der Industrie zu definieren und die Transparenz deutlich zu verbessern.»
Das Reglement über Nebenbeschäftigungen und öffentliche Ämter des Unispitals verlangte bislang keine Angabe von Beteiligungen. Seine ihm zur Last gelegte Beteiligung hatte Klinikdirektor Francesco Maisano allerdings ordnungsgemäss im UZH-Register der Interessenbindungen offengelegt. Hier mangelt es offensichtlich noch an der nötigen Koordination.

Bessere Übersicht im Compliance-Dickicht

Auch im Zusammenhang mit dem Einsatz von Devices existierten bislang USZ-intern keine konkreten Vorgaben betreffend Offenlegung von Interessenbindungen gegenüber Patienten. Das trifft auch auf die von Maisano mitentwickelten und von ihm eingesetzten Implantate zu, die den Klinikdirektor in die Kritik gebracht hatten. Es ist jedoch problematisch, ihm in diesem Fall einen Vorwurf zu machen. Hier ist ganz klar der Spitalrat und der Gesetzgeber verantwortlich. 
Generell scheinen im Unispital viele Unklarheiten über die geltenden Compliance-Vorschriften zu bestehen und Unwissen darüber, wo die geltenden Vorschriften abgerufen und oder eingesehen werden können. Es fehlt laut Untersuchungsbericht an einer zentralen Ablage der für die einzelnen Personen relevanten Regularien und einer standardisierten Kommunikation. Das Spital will dies nun verbessern. 
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