Unispital Basel meldet Erfolg gegen Multiple Sklerose

Bei einer Phase-3-Studie schaffte ein neues Medikament bessere Resultate als das zugelassene Interferon. Überhaupt zeigte Ocrelizumab erstmals Wirkung bei der primär progredienten MS.

, 22. Dezember 2016 um 13:16
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Das Medikament Ocrelizumab soll dem bereits zugelassenen Interferon β-1A in der Behandlung der schubförmig verlaufenden Multiplen Sklerose deutlich überlegen sein. Überhaupt erzielt mit Ocrelizumab erstmals überhaupt ein Medikament eine Wirkung in der Behandlung der primär progredienten Multiplen Sklerose: Das Mittel schafft es, das Fortschreiten der Behinderung zu verzögern. 
Dies teilt das Universitätsspital Basel mit: Es vermeldet die Ergebnisse von internationalen Phase-3-Studien, welche massgebend auch am USB durchgeführt wurden. Die Daten wurden soeben im «New England Journal of Medicine» veröffentlicht.



In gut 40 Ländern wurde dabei die Wirksamkeit des humanisierten monoklonalen Antikörpers Ocrelizumab bei zwei Formen von MS untersucht. In die Studien waren jeweils über 700 Patientinnen und Patienten eingeschlossen. Bei der schubförmigen MS erhielten die Studienteilnehmer alle 24 Wochen intravenös 600 Milligramm Ocrelizumab und dreimal pro Woche Placebo subkutan – oder sie erhielten alle 24 Wochen Placebo intravenös und dreimal wöchentlich 44 Mikrogramm Interferon β-1A subkutan.
In der Studie zur primär progredienten MS wurde die gleiche Dosis Ocrelizumab oder eine Placebo-Infusion gegeben.

«Deutliche Überlegenheit»

Am Ende konnte Ocrelizumab bei der schubförmigen MS im Vergleich zum herkömmlichen Interferon β-1A die Zahl der Schübe um 45 Prozent senken. Ausserdem stellten die Forscher mit Magnetresonanztomographie fest, dass sich die Zahl entzündlicher Herde um über 90 Prozent verringerte. 
«Weil mit Ocrelizumab auch wahrscheinlicher ist, dass die durch MS bedingte Behinderung weniger stark zunimmt, kann von einer deutlichen Überlegenheit gegenüber Interferon β-1A gesprochen werden», schreibt das USB.

Basel, San Francisco, Barcelona

Bei der primär progredienten MS hat mit Ocrelizumab erstmals überhaupt ein Medikament in einer Phase 3-Studie signifikante Wirkung gezeigt. Zusammengefasst: Mit Ocrelizumab scheint es weniger wahrscheinlich, dass sich die durch MS bedingte Behinderung weiter verschlechtert.
Die Studien wurden geleitet von den Professoren Ludwig Kappos (Universität Basel, Chefarzt Neurologie des USB), Stephen Hauser (University of California San Francisco) und von Xavier Montalban (Universitat Autònoma de Barcelona). 

Roche und Biogen

Für Ludwig Kappos ist das Ergebnis unmissverständlich: «Bei der schubförmigen MS ist Ocrelizumab hochwirksam und Interferon β-1A deutlich überlegen. Bei der primär progredienten MS hat mit Ocrelizumab erstmals überhaupt ein Medikament eine Wirkung erzielt und das Fortschreiten der Behinderung verzögert.»
Ocrelizumab wurde auf Basis von Rituximab von den US-Biotechkonzernen Genentech (Roche) und Biogen entwickelt. Nun sind weitere Untersuchungen zur Langzeitsicherheit nötig. 
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