Postmitarbeiter vermitteln bald Termine

Eine Krankenversicherung könnte sich unbeliebt machen. Sympany spannt die Post ein, um neue Kunden zu gewinnen. Es werde alles rechtens laufen, betont sie.

, 6. Juli 2022 um 13:49
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Eine «wegweisende neue Partnerschaft» kündet die Krankenversicherung Sympany an. Sympany lässt ab September die Mitarbeitenden der Post neue Kunden gewinnen.

Seit 2021 eine Branchenvereinbarung

Damit könnte der Basler Krankenversicherer die Branche vor den Kopf stossen: Gerade mal anderthalb Jahre ist es her, dass sich nahezu alle Schweizer Krankenversicherungen zu einer Branchenvereinbarung durchgerungen haben.
Diese Vereinbarung verbietet telefonische Kaltakquise, legt Qualitätsstandards für die Beratung fest und begrenzt die Höhe der an Vermittler gezahlten Provisionen. Kaltakquise heisst: Potenzielle Kunden werden von Vermittlern ohne vorherige Absprache kontaktiert.

Ist das nun Kaltakquise?

Was heisst das also, wenn Post-Mitarbeitende der Kundschaft Beratungstermine mit Sympany vermitteln?
Sara Stalder, Geschäftsleiterin des Konsumentenschutzes, sagt deutlich, was sie davon hält: «Damit hilft die Post im grossen Stil, die Regeln der Branchenvereinbarung der Krankenkassen zu umgehen.» Anstatt per Telefon betreibe Sympany nun Kaltakquise in Postfilialen.

Sympany widerspricht

Doch für Sympany ist das kein Problem: «Die Einhaltung der Branchenvereinbarung ist gewährleistet», betont Sympany-Sprecherin Jacqueline Perregaux gegenüber Medinside. «Wir wollen eben gerade nicht, dass die Kundinnen und Kunden am Postschalter ohne irgendeinen erkennbaren Zusammenhang mit ihrem Post-Anliegen auf Sympany angesprochen oder zu einer Versicherungsberatung gedrängt werden.»
Das heisse, so erklärt sie, dass Kunden und Kundinnen in den Postfilialen «nur auf ihren ausdrücklich geäusserten Wunsch» eine Versicherungsberatung erhalten. Sympany ist auch der Meinung, dass zwischen der Post und ihrer Kundschaft in den Filialen vor Ort bereits eine Kundenbeziehung bestehe. Darum sei hier der Begriff «Kaltakquise» falsch, wie Jacqueline Perregaux darlegt.

Kein Geld für Kundenkontakte

Sympany bezahle die Post nicht für die vermittelten Termine und Kundenkontakte, hält sie ausserdem fest. Und: «Bei den Provisionen halten wir uns an die Vorgaben der Branchenvereinbarung.»
Was sagen die anderen Versicherungen zum Vorpreschen von Sympany, welche immerhin gut 200'000 Grundversicherte hat?

Curafutura will «beobachten»

Sie äussern sich zurückhaltend. So findet Simone Hinnen, die Sprecherin des Krankenkassenverbands Curafutura: «Sympany geht einen neuen Weg. Curafutura und ihre Versicherer werden diese Zusammenarbeit beobachten.» Matthias Müller von Santésuisse sagt gegenüber Medinside: «Wir gehen selbstverständlich davon aus, dass Sympany das korrekte Vorgehen sorgfältig abgeklärt hat».

Aufsicht kann noch nichts sagen

Die Aufsichtskommission, welche für die Einhaltung der Branchenvereinbarung zur Vermittlertätigkeit in der Krankenversicherung zuständig ist, tritt erst auf den Plan, wenn jemand wegen einer aufdringlichen Vermittlung Klage einreicht. Da Sympany erst ab September mit der Post zusammenarbeitet, gibt es für die Aufsichtskommission derzeit noch nichts zu beurteilen.
Deren Präsident, Lucius Dürr, will sich deshalb derzeit auch nicht äussern: «Ich kann Ihnen leider keine Auskunft geben», sagte er auf Anfrage von Medinside.

Mehr zur Branchenvereinbarung:

Unseriöse Adressenjäger bringen Kassen in VerrufDieses Gremium überwacht jetzt die Krankenkassenberater
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