Wenn Kaderärzte ihren Spitälern Noten geben

Behandlung top, Verwaltung flop: So beurteilen leitende Ärzte die Qualität der Patientenbetreuung in deutschen Spitälern.

, 17. Februar 2017 um 10:27
image
  • spital
  • ärzte
  • qualität
Fragt man Patienten, wonach sie ihr Spital auswählen, steht für die grosse Mehrheit die medizinische Ergebnisqualität an erster Stelle. Wo aber setzen Spital-Ärzte die Prioritäten in Bezug auf Qualität? 
Das wollte die Beratungsfirma Porsche Consulting von über 150 leitenden Orthopäden und Unfallchirurgen an Spitälern in ganz Deutschland wissen. Das Resultat: Wenn Kaderärzte ihrem Spital Schulnoten aus Patientensicht geben müssten, dann sieht das wie folgt aus: 
image
Porsche Consulting

Unterschiede zwischen grossen und kleinen Spitälern 

Auffallend sei: Je grösser das Spital, desto schlechter die Beurteilung der Qualität. So werde die Behandlungsqualität in Kliniken mit weniger als 150 Betten mit der Note 1,4 beurteilt, während diese in Häusern mit 800 oder mehr Betten mit 2,0 bewertet werde. 
Die grösste Differenz in der Beurteilung der Qualität zwischen kleinen und grossen Institutionen liege jedoch in den Kategorien «Verwaltung» und «Verpflegung». Während in kleinen Spitälern (<150 Betten) die Verwaltung als «Befriedigend» eingeschätzt werde, werde diese in grossen Häusern (800 oder mehr Betten) nur noch als «Ausreichend» gesehen. 

Wo Verbesserungspotential liegt

Bei der Betreuung ihrer Patienten sehen die leitenden Ärzte laut der Umfrage Möglichkeiten zur Verbesserung. Vor allem in der sinnvollen Koordination verschiedener Abläufe. 
Um die Qualität zu steigern, würde rund ein Drittel der befragten Ärzte beim Patientenmanagement und der Organisation ansetzen. Zudem sieht rund ein Viertel Verbesserungspotenzial in der Pflege, wie aus dem Papier weiter hervorgeht. 
image
Porsche Consulting

Welche Rolle finanzielle Mittel spielen

Bei der Frage, ob bessere Qualität unbedingt mehr Geld kosten müsse, seien die Meinungen geteilt: 42 Prozent halten gemäss Umfrage zusätzliches Budget für unbedingt erforderlich, die Hälfte sagt, dass finanzielle Mittel nur zum Teil helfen würden. Und neun Prozent könnten sich Verbesserungen für den Patienten vorstellen, ohne dafür das Budget zu erhöhen.

Hier können Sie die ganze Studie herunterladen. 

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Neuer Leitender Arzt für die Spitäler Schaffhausen

Der Radiologe Wolfgang K. E. Schill wechselt vom Kantonsspital Münsterlingen nach Schaffhausen.

image

Trotz Verbot praktiziert verurteilter Arzt weiter

Ein Schweizer Gericht hat gegen einen Arzt ein lebenslanges Berufsverbot verhängt, direkter Patientenkontakt ist ihm untersagt. Nun ist der Hausarzt wieder im Nachbarland aktiv.

image

Die Hausärzte im Kanton Bern rebellieren

Eine Gruppe von Ärztinnen und Ärzten aus dem Emmental und Oberaargau lehnt sich gegen den Ärztemangel auf.

image

Kantonsspital kauft Aktien einer Digital-Plattform

Was Medinside vor einer Woche angekündet hat, ist nun geschehen: Das erste öffentliche Spital steigt bei «Compassana» ein.

image

So will das Kantonsspital Graubünden Gewaltopfern helfen

Das Kantonsspital Graubünden in Chur betreibt neu die Sprechstunde «Forensic Nursing». Das Angebot ist das erste dieser Art in der Deutschschweiz.

image

Kanton unterstützt Arztpraxis mit knapp 1,5 Millionen Franken

Um die Attraktivität des Hausarztberufs zu verbessern, spricht der Kanton Aargau Geld für eine Hausarztpraxis im Spital Muri.

Vom gleichen Autor

image

Berner Arzt hat Aufklärungspflicht doch nicht verletzt

Im Fall einer Nasen-OP mit Komplikationen verneint das Bundesgericht eine Pflichtverletzung eines Berner HNO-Arztes. Die Vorinstanzen haben noch anders entschieden.

image

Warum hunderte Pflegekräfte derzeit «Rücktrittsschreiben» verfassen

Eigentlich möchten viele Pflegefachpersonen ihrem Beruf gar nicht den Rücken kehren. Doch das System zwingt sie dazu, wie eine aktuelle Kampagne in den USA exemplarisch zeigt.

image

Ärzte erhalten von Ärzten eine Sonderbehandlung

Ärzte als Patienten kriegen bestimmte Privilegien, die andere Patienten oder Patientinnen nicht erhalten würden. Dies sagt die grosse Mehrheit der in einer Studie befragten Ärzte.