Spital-Heiden-Belegarzt: «Chirurgie-Schliessung ist realitätsfremd»

Peter Böhi, Belegarzt am Spital Heiden, hat sich kritisch mit der strukturellen Situation im Spitalverbund Appenzell Ausserrhoden auseinandergesetzt.

, 21. Oktober 2016 um 08:12
image
  • spitalverbund appenzell ausserrhoden
  • hirslanden
  • spital
Peter Böhi ist seit zehn Jahren Belegarzt am Spital Heiden. In einer Stellungnahme hat sich der Facharzt FMH für Gynäkologie und Geburtshilfe zur Lage im Appenzeller Spitalverbund (SVAR) geäussert, wie aus einem Bericht im «St. Galler Tagblatt» hervorgeht.
Die Chirurgie-Abteilung im SVAR-Spital Heiden zu schliessen und an die Hirslanden-Klinik am Rosenberg auszulagern, bezeichnet er darin als «realitätsfremd und als einen gravierenden Fehlentscheid». Warum?

«Dilettantisches Vorgehen»

Ein Akutspital brauche auch eine Chirurgie, denn ein Spital sei ein Räderwerk und lebe von einer guten interdisziplinären Zusammenarbeit, so der ehemalige Chefarzt am kantonalen Spital Altstätten.
Als «dilettantisches Vorgehen» bezeichnet Böhi unter anderem die fehlende Rücksprache mit den betroffenen Chefärzten. Der Reputationsschaden dürfte ihm zufolge nur schwer zu reparieren sein.

Existenz des Spitals gefährdet

Die Geschäftsleitung am Spital Heiden benennt der Arzt mit eigener Praxis in Altstätten als «überdimensioniert», den Verwaltungsrat als «orientierungslos». Auch würden Ressourcen verschwendet, Chefärzte verheizt und Mitarbeiter durch administrative Zusatzaufgaben von ihren Kernaufgaben abgehalten.
Lesen Sie hier den ganzen Beitrag im «St. Galler Tagblatt»
Die neue Strategie des SVAR sei schwer nachvollziehbar und als Ganzes zurückzuweisen. Sie bedrohe die Spitallandschaft und gefährde über Jahrzehnte aufgebaute Strukturen mit zahlreichen Mitarbeitenden, so Böhi in seiner Stellungnahme weiter.

«Pseudomarktwirtschaftliche Lösung»

Peter Böhi plädiert in seinem Papier ausserdem dafür, den Spitalverbund wieder aufzulösen und die Spitäler in ihre Selbständigkeit zu entlassen.
Das habe mehr mit Wettbewerb zu tun als «diese pseudomarktwirtschaftliche Lösung, wie wir sie haben».
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image
Gastbeitrag von Alex Steinacher

Notfall: Wenn schon Taxe, dann flächendeckend

Die Politik fordert eine 50-Franken-Gebühr für Bagatellfälle auf dem Spital-Notfall. Doch es gibt schlauere Lösungen. Ein Vorschlag von Alex Steinacher.

image

Spitalkrise: Die Schuld der Kantone

Für KSGR-Chef Hugo Keune sind die Krankenkassen schuld an der Spitalmisere. «Jein», sagt Heinz Locher: Die Kantone sind mitschuldig.

image

LUKS: So sieht das neue Ambulante Zentrum aus

Das Siegerprojekt für die Erweiterung des Luzerner Kantonsspitals steht fest. Kostenpunkt: Rund 240 Millionen Franken.

image

Claraspital Direktorin wird Clarunis-Verwaltungsrätin

Rebekka Hatzung gehört ab sofort zum vierköpfigen Verwaltungsrat des Universitären Bauchzentrums Basel.

image

Weniger Cyberattacken auf deutsche Spitäler

Greifen Hacker wirklich immer öfter Krankenhäuser an? Ein Regierungsbericht widerspricht dem gängigen Bild.

image

Ob FaGe, Apotheker, Physio oder Chefärztin: Das verdient man im Gesundheitswesen

Wie steht es um Ihr Gehalt? Hier finden Sie die Standard-Monatslöhne der wichtigsten Berufe in der Gesundheitsbranche.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.