Spital Heiden: Auch die Hebammen wehren sich für die Frauenklinik

«Offenbar waren das keine Geburtshelfer»: Die Präsidentin des Hebammenverbandes Ostschweiz kritisiert die SVAR-Pläne aus ihrer Fachsicht.

, 23. Januar 2017 um 08:38
image
Eine Geburtsabteilung ohne Operationsbereich: Das sei unverständlich. In der Debatte um die Zukunft des Spitals Heiden haben sich nun auch die Hebammen zu Wort gemeldet. In der «Appenzeller Zeitung» sagte die Präsidentin des Hebammenverbands Ostschweiz, Madeleine Grüninger: «Das kommt der Amputation eines Fachbereichs gleich. Offensichtlich waren die Erfinder dieser neuen Strategien keine Geburtshelfer.»
Jeder Fachkundige wisse, wie rasch Situationen in der Geburtshilfe ändern können. Wenn ein Notfall eintritt, brauche es rasches Handeln von erfahrenen Hebammen, Geburtshelfern, Anästhesisten und OP-Fachleuten. «Es spielt eine ganz entscheidende Rolle, wie weit die Anfahrtswege sind, ob das Fachpersonal gerade anderweitig operiert und ob das OP-Team sich im Operationssaal ’daheim’ fühlt», sagte Grüninger.
In Heiden war bekanntlich geplant, die OPs zu schliessen und die chirurgischen Aufgaben an die Hirslanden-Klinik Am Rosenberg zu verlagern. Zugleich sollte eine Geburtshilfe-Abteilung am SVAR-Spital verbleiben. In der Folge kündigten aber auch die Chefärztin und drei Belegärzte der Frauenklinik.

Vertrauen verloren

Mit dem Weggang der Ärzte drohe nun das gesamte Geburtshilfe-Boot zu kentern, so Madeleine Grüninger in der «Appenzeller Zeitung»: Auch die «Hebammen, Wochenbettschwestern und alle guten Feen, die die Gebärabteilung Heiden zu dem gemacht haben, was es ist» hätten das Vertrauen verloren, seien enttäuscht und müssten sich beruflich neu orientieren.
Dies sei besonders ärgerlich, als das Spital Heiden erst letztes Jahr in einer schweizweit mit 861 selbständigen Hebammen durchgeführten Befragung mit 9,5 von 10 möglichen Punkten den höchsten Wert überhaupt erzielt hatte.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Gericht muss beurteilen: Haben Hebammen zu spät reagiert?

Drei Hebammen sind angeklagt, weil ein Baby starb. Das betroffene Geburtshaus weist die Vorwürfe zurück.

image

Spital Menziken bietet Sprechstunden bei LUKS-Gynäkologin

Eine Gynäkologin aus dem luzernischen Sursee betreut Patientinnen im aargauischen Menziken. Die neue Spital-Direktorin in Menziken, Sandra Lambroia Groux, strebt noch mehr Zusammenarbeit an.

image

Spital Ilanz bleibt – aber mit reduziertem Angebot

Ilanz behält sein Regionalspital Surselva, doch die Geburtshilfe und Pädiatrie stehen wegen Fachkräftemangel und sinkender Geburtenzahlen auf der Kippe.

image

Auf dem richtigen Weg

Der Markt für Krankenhaus-Informationssysteme (KIS) befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Die aktuellen Trends und Herausforderungen der Branche sowie die Erwartungen der Kliniken beleuchtet Dirk Müller, Director Product Management CIS4U bei Dedalus HealthCare.

image

Langenthal verliert Geburtshilfe – SoH werben um werdende Mütter

Im Oktober schliesst das Spital Langenthal seine Geburtenabteilung – 15 Hebammen verlieren ihre Stelle. Die Solothurner Spitäler werben kurz vor der Schliessung im Oberaargau für ihre Geburtshilfe und sorgen damit für Kritik.

image

Nach Geburtshilfe-Aus: Deny Saputra übernimmt Gynäkologiepraxis in Frutigen

Nach der Schliessung der Geburtshilfe am Spital Frutigen übernimmt Deny Saputra die Gynäkologiepraxis der Spitäler fmi und führt sie ab September eigenständig weiter.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.