So wirkt sich das Alter auf die Gesundheitskosten aus

Treiben ältere Menschen die Prämien in die Höhe? Die Antwort lautet Nein, sagt der Krankenversichererverband Santésuisse.

, 16. September 2021 um 11:58
image
  • santésuisse
  • gesundheitskosten
  • versicherer
In der Regel gilt: Je älter eine Gesellschaft, desto höher die Gesundheitsausgaben. Aber ist das Alter auch der entscheidende Faktor, um das Wachstum der Kosten- und damit der Prämien zu erklären? Der Versichererverband Santésuisse hat diesen «Alterungseffekt» nun quantifiziert. 
Basierend auf der Statistik zum Risikoausgleich hat der Verband berechnet, wie stark die Kosten ohne Alterseffekt in den letzten Jahren gestiegen wären.
Das Ergebnis sei bemerkenswert, schreibt Santésuisse. Die Gesundheitskosten in der Schweiz sind zwischen 2012 und 2019 pro Kopf um 676 Franken angestiegen, von 3 138 auf 3 814 Franken. Jedoch können gemäss Analyse nur gerade 22 Prozent dieser Mehrkosten mit einem «natürlichen» Kostenwachstum, also der Alterung der Gesellschaft, erklärt werden. 

Andere Faktoren spielen eine grössere Rolle

Die restlichen 78 Prozent seien auf andere Faktoren zurückzuführen, schreibt der Krankenkassenverband weiter. Santésuisse nennt als Beispiel die Mengenausweitungen bei ambulanten Spital- und Arztleistungen oder einen Anstieg der Medikamentenkosten.
image
Der Faktor Alter beeinflusst die Höhe der Kosten, nicht aber das Wachstum. | Screenshot Santésuisse

Grosse Unterschiede nach Kanton 

Die Gesundheitskosten unterscheiden sich gemäss der Auswertung von Santésuisse zudem je nach Kanton «beträchtlich». In gewissen Kantonen könne die Altersstruktur diese Unterschiede teilweise erklären. Dies treffe am stärksten auf den Kanton Tessin zu, der sich ohne den Faktor Alter im schweizerischen Mittelfeld bewegen würde. Auch im Kanton Bern lägen die Kosten ohne Alterseffekt knapp unter dem Landesdurchschnitt, statt wie jetzt knapp darüber. 
Andererseits liegen, wie der Krankenversichererverband weiter schreibt, die Kosten im Kanton Neuenburg auch nach einer altersbedingten Bereinigung (3 914 Franken) im Vergleich zu den tatsächlichen Kosten (3 978 Franken) nur geringfügig tiefer. 
In den Kantonen Genf und Waadt lägen die Kosten darüber hinaus sogar noch höher als heute, wenn die Kosten um den Faktor Alter bereinigt würden.

  • «Gesundheitskosten während der Pandemie: Schweiz und Kantone im Vergleich». Santésuisse 2021. 

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image
Gastbeitrag von Yvonne Feri

Patienten zwischen Hammer und Amboss

Im Gesundheitswesen brennt es primär bei den Kosten – so die allgemeine Wahrnehmung. Wenn das so weitergeht, brechen düstere Zeiten an für Menschen mit chronischen Krankheiten.

image

So soll der Direktor des neuen Krankenversicherungs-Verbands sein

Ideal wäre ein Ökonomie- oder Jus-Abschluss, denkbar ist auch ein 80-Prozent-Pensum.

image

Nun gibt es Bussen für Kassen, die nicht sauber werben

Krankenkassen, die gegen die Vermittlungsregeln verstossen, werden künftig bestraft: Sie müssen bis zu 100'000 Franken zahlen.

image

Santésuisse warnt: Schon eine Milliarde mehr

Die Krankenkassen müssen massiv höhere Rechnungen begleichen. Sie geben vor allem den ambulanten Behandlungen die Schuld.

image

Zusatzversicherungen: Was passiert mit den «exorbitanten» Gewinnen?

Verluste in der Grundversicherung, Gewinne in der Zusatzversicherung: Das ist die Lage der Kassen. Aber eine Verrechnung ist nicht erlaubt.

image

Physioswiss kündigt Tarifverträge

Mit der Kündigung ändert sich für Physiotherapeuten vorerst nichts.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.