So will der Bundesrat den Pflegeberuf aufwerten

Pflegefachpersonen können unter anderem künftig den Pflegebedarf für einen Teil der Leistungen ohne ärztliche Anordnung ermitteln.

, 28. November 2019 um 08:30
image
  • pflege
  • pflegeinitiative
  • politik
Der Bundesrat lehnt es weiterhin ab, dass Pflegefachpersonen ihre Leistungen direkt mit den Krankenversicherern abrechnen können. Die Pflegeinitiative und der Gegenvorschlag der Gesundheitskommission des Nationalrates fordern dies zwar. Doch die Landesregierung befürchtet dadurch Kostensteigerungen im Gesundheitswesen. 
Um die Autonomie der Pflegefachpersonen aber zu stärken, wurde bereits eine Änderung der Krankenpflege-Leistungsverordnung (KLV) verabschiedet, teilt der Bundesrat mit. Damit werde die Tätigkeit der Pflegefachleute aufgewertet: Denn diese können künftig den Pflegebedarf für einen Teil der Leistungen ohne ärztliche Anordnung ermitteln. So will der Bundesrat einem zentralen Anliegen der Initiative entsprechen. Die Verordnungsänderung tritt auf den 1. Januar 2020 in Kraft.

Mehr tertiäre Abschlüsse  

Der Bundesrat unterstützt ferner die Ausbildungsoffensive gegen den Mangel an Pflegefachpersonen, will dafür aber 100 Millionen Franken weniger einsetzen als die nationalrätliche Gesundheitskommission. Diese beantragt knapp 470 Millionen Franken für Ausbildungsbeiträge und Beiträge an die Betriebe für die nächsten acht Jahre.
Einverstanden ist der Bundesrat damit, dass Ausbildungsbetriebe künftig verpflichtet werden sollen, mehr Pflegefachpersonen zu schulen. Dafür werden sie von Bund und Kantonen finanziell unterstützt. Auch spricht er sich für die Erhöhung der Ausbildungsabschlüsse an Höheren Fachschulen (HF) und Fachhochschulen (FH) aus – von heute 2'700 auf 4'300.

Freiwillige Ausbildungsbeiträge der Kantone

Die Kantone können zudem angehende Pflegefachleute, die sich an den Höheren Fachschulen (HF) oder an Fachhochschulen (FH) ausbilden lassen, mit Ausbildungsbeiträgen unterstützen. Der Bund würde sich finanziell daran beteiligen, heisst es weiter. 
Anders als der Gegenvorschlag und der Berufsverband der Pflegefachfrauen und -männer (SBK) möchte der Bundesrat jedoch keine entsprechende Verpflichtung der Kantone. Über den indirekten Gegenvorschlag zur Pflegeinitiative kann nun das neu zusammengesetzte Parlament in der Wintersession entscheiden.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Das sind die ersten 4 von 16 geplanten Kostendämpfern fürs Gesundheitswesen

Apotheken und Hebammen sollen mehr Kompetenzen erhalten. Ausserdem müssen die Kantone faire Referenztarife für ausserkantonale Behandlungen festlegen.

image

Nun lässt der Bund das Kostenwachstum bei den Krankenkassen-Leistungen überwachen

In einem Monat beginnt die Kommission für das Kosten- und Qualitätsmonitoring EKKQ, die Preisentwicklung im Gesundheitswesen zu beobachten.

image

Pflege: Fatales Signal aus den USA

Die Regierung in Washington streicht Nursing aus der Liste der höheren Abschlüsse.

image

Solothurn: Brücke in den Schweizer Pflegealltag

Ein gemeinsames Programm der Solothurner Spitäler und der Volkshochschule soll ausländischen Pflegefachkräften den Einstieg erleichtern. Es kombiniert Sprachförderung, Weiterbildung und praktische Einsätze.

image

«Ich verstehe die Ungeduld der 200'000 Pflegefachleute im Land»

Heute gehen Pflegekräfte in Bern auf die Strasse: Sie fordern die konsequente Umsetzung der Pflegeinitiative. Auch GLP-Nationalrat und Pflegefachmann Patrick Hässig ist dabei.

image

Beschwerde gegen das SIWF: Der medizinische Nachwuchs verliert die Geduld

Eine Gruppe von Nachwuchsmedizinern geht vor das Bundesverwaltungsgericht: wegen «ungerechtfertigter Verzögerung» bei der Vergabe von Facharzttiteln.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.