Skandal um «Mein Arzt» schadet anderen Praxisketten

Weil der Investor der Praxiskette «Mein Arzt» verhaftet worden ist, sorgen sich nun andere Praxisbetreiber um ihren Ruf.

, 9. September 2020 um 07:43
image
  • ärzte
  • ärztezentren
  • praxis
  • monvia
Wegen der Schliessung der Praxiskette «Mein Arzt» sehen sich nun andere Praxisbetreiber unter Generalverdacht. Der Besitzer der «Mein-Arzt»-Gruppe, Christian Neuschitzer, ist verhaftet worden. Gegen ihn läuft ein Verfahren wegen des Verdachts auf Vermögensdelikte.

Warnung vor Investoren ohne Arzttitel

Neuschitzer ist ein reiner Investor ohne Arztausbildung. Der Aargauische Ärzteverband warnte deshalb bereits davor, dass fremde Geldgeber Arztpraxen aufkaufen.
Doch gegen dieses Voruteil setzen sich andere Praxisketten-Betreiber zur Wehr. Zum Beispiel Monvia. Das Tochterunternehmen der Krankenversicherung Concordia betreibt acht Gesundheitszentren. Deren Direktorin Patricia Kellerhals fürchtet, dass alle Praxisgruppen, die nicht ärztlich organisiert sind, in ein schlechtes Licht gerückt würden.

Kantonsbehörden haben «Mein Arzt» gewähren lassen

Sie kritisiert, dass im Fall der Arztpraxen von «Mein Arzt» die kantonalen Behörden nicht genug streng waren und Verstösse akzeptiert hätten. «Nun allen Betreibern vorzuwerfen, dass sie so arbeiten, ist unseriös», sagt sie.
Kellerhals ist gleichzeitig Präsidentin der Interessensgemeinschaft für die medizinische Grundversorgung der Schweiz (IGMG): Ein Zusammenschluss von acht Unternehmen, die Ärztezentren betreiben, «auch mit dem Ziel, uns von den nicht seriösen Unternehmen zu differenzieren», wie Patricia Kellerhals sagt.

Ist eine rein ärztliche Führung überhaupt zeitgemäss?

Sie betont, wie wichtig Praxisgruppen seien: Für die ärztliche Versorgung auf dem Land brauche es Praxisketten mit einer zentralen Organisation. Kellerhals ist der Meinung, dass gut geführte Arztpraxen das Know-How aus verschiedenen Bereichen bräuchten.
Vorsichtig gibt sie sogar zu bedenken: «Eine rein ärztliche Führung ist nicht zwingend zeitgemäss, um bei der Mitarbeiterführung, dem Qualitätsmanagement und der Digitalisierung das Optimum zu erreichen.» Kellerhals führt ausserdem ins Feld, dass es auch bei jenen Praxisgruppen schwarze Schafe gebe, die unter ärztlicher Leitung stehen.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Nidwalden: Praxisassistenz für die Pädiatrie

Assistenzärzte des Luzerner Kantonsspitals erhalten die Möglichkeit zu sechsmonatigen Einsätzen im Nachbarkanton.

image

Clinicum Alpinum Liechtenstein: Mitgründer tritt zurück

Marc Risch übergibt das Zepter an Pavel Ptyushkin.

image

Starthilfe bar auf die Hand: Deals zwischen Labors und Ärzten kosten Millionen

Während Labors die Mediziner mit Kickbacks belohnen, steigen die Kosten für Laboranalysen.

image

Das Ende des Numerus Clausus ist beschlossen

Trotz Widerstand von Bundesrat Guy Parmelin setzt das Parlament auf eine Alternative zum NC für angehende Schweizer Ärzte.

image

VSÄG: Schlagabtausch zwischen abgewählter Präsidentin und Kantonsarzt

Monique Lehky Hagen wurde als Präsidentin der Walliser Ärztegesellschaft abgewählt - und warf dem Kantonsarzt Eric Masserey Manipulation vor. Dieser kontert.

image

Spital Emmental: Neues Führungsteam für das chirurgische Departement

Ab Januar 2025 wird Matthias Schneider Chefarzt der Chirurgie, André Gehrz sein Stellvertreter in Burgdorf. Stephan Vorburger wechselt intern.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.