Deutschland: Gynäkologie-Chefarzt verbietet Abtreibungen per sofort

Der neue Chefarzt der Gynäkologie einer deutschen Klinik in Niedersachsen will keine Schwangerschaftsabbrüche mehr vornehmen. Aus religiösen Gründen. Das reisst ethische Gräben auf – nicht nur in der Politik.

, 7. Februar 2017 um 05:00
image
  • gynäkologie
  • ethik
  • geburtshilfe
  • spital
Bei seinem Amtsantritt hatte Thomas Börner seinen neuen Kurs verkündet: Aus Gewissensgründen soll es an der Capio Elbe-Jeetzel-Klinik im niedersächsischen Dannenberg keine Abtreibungen mehr geben. Gynäkologie-Chefarzt Börner ist evangelisch freikirchlicher Christ und lehnt Schwangerschaftsabbrüche deshalb ab.
Das Verbot gilt für alle Ärzte an der Klinik, die zwischen Hamburg und Berlin liegt. Die Klinikleitung steht hinter ihrem Chefarzt. «Ich trage die Entscheidung mit», sagte Klinikchef Markus Fröhling gegenüber dem TV-Sender NDR. 

Zeugen Jehova als Chefarzt?

«Ich habe nach der Maxime des Nicht-Tötungsgebotes auch schon nach meinem Abitur Zivildienst gemacht statt zur Bundeswehr zu gehen», erklärt Börner seinen Entscheid. Im vergangenen Jahr, so berichtet die «Elbe-Jeetzel-Zeitung», wurden in der Capio-Elbe-Jeetzel-Klinik 31 Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt.
Der heikle Entscheid stösst vor allem bei Politikern und bei Frauen-Organisationen auf scharfe Kritik. Im Netz wurde jetzt auch ein Shitstorm losgetreten. Eine Frau wirft auf der Plattform Twitter die Frage auf: «Und wenn ein Zeuge Jehovas Chefarzt wird, gibt es dann keine Bluttransfusionen mehr?». Ihr Tweet wurde innert kurzer Zeit über 300 Mal weitergereicht.

«Er verdient Respekt»

Es gibt aber auch andere Stimmen: «Der Arzt folgt seinem Gewissen. Das darf er. Er verdient Respekt für seine Entscheidung. Meine Hochachtung hat er. Die Frauen können weiterhin woanders ihr Kind töten lassen», steht in einem anderen Kommentar auf der Webseite von WDR. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Spital Menziken bietet Sprechstunden bei LUKS-Gynäkologin

Eine Gynäkologin aus dem luzernischen Sursee betreut Patientinnen im aargauischen Menziken. Die neue Spital-Direktorin in Menziken, Sandra Lambroia Groux, strebt noch mehr Zusammenarbeit an.

image

Spital Ilanz bleibt – aber mit reduziertem Angebot

Ilanz behält sein Regionalspital Surselva, doch die Geburtshilfe und Pädiatrie stehen wegen Fachkräftemangel und sinkender Geburtenzahlen auf der Kippe.

image

Auf dem richtigen Weg

Der Markt für Krankenhaus-Informationssysteme (KIS) befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Die aktuellen Trends und Herausforderungen der Branche sowie die Erwartungen der Kliniken beleuchtet Dirk Müller, Director Product Management CIS4U bei Dedalus HealthCare.

image

LUKS: Kinderwunschzentrum führt genetische Embryontests ein

Das Kinderwunschzentrum des Luzerner Kantonsspitals nutzt neu Präimplantations-diagnostik, um Embryonen vor dem Transfer genetisch zu prüfen.

image

USZ-Pathologin an der Spitze der Schweizer Senologie

Mit Zsuzsanna Varga wird erstmals eine Pathologin Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Senologie.

image

KSOW: Chefarzt übernimmt auch Praxis

Paul Orlowski, Chefarzt der Frauenklinik im Kantonsspital Obwalden, erweitert sein Tätigkeitsfeld: Gemeinsam mit Maren Gütler übernimmt er die Frauenpraxis in Sarnen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.