Schleppender Start für neues Novartis-Herzmedikament

Entresto ist der grosse Hoffnungsträger von Novartis. Um die Herzarznei zum Behandlungsstandard zu machen, erhöht der Pharmakonzern die Marketingausgaben deutlich.

, 19. Juli 2016 um 20:43
image
  • medikamente
  • novartis
  • entresto
  • kardiologie
Nach dem enttäuschenden Verkaufsstart des neuen Herzmedikaments Entresto wird Novartis im zweiten Halbjahr 2016 zusätzlich 200 Millionen Dollar für die Vermarktung ausgeben. Novartis wolle damit Kapital aus positiven Behandlungsrichtlinien für Herzinsuffizienz schlagen, sagte Konzernchef Joseph Jimenez bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2016. Entresto erhielt in den im Mai aktualisierten Leitlinien der führenden europäischen und amerikanischen Herzgesellschaften den höchsten Empfehlungsgrad (Klasse I).

Von positiver Studie profitieren

Entresto (Sacubitril/Valsartan) könnte zudem von einer im Juni bei JAMA Cardiology veröffentlichten Studie profitieren. Der Analyse zufolge «könnten durch den optimalen Einsatz von Entresto allein in den USA mehr als 28 000 Todesfälle verhindert oder aufgeschoben werden», heisst es bei Novartis.
Das 2015 eingeführte Herzmittel hat vor allem im wichtigen Pharmamarkt USA nicht die erwünschte Marktdurchdringung erreicht. Dort baut Novartis nun einen allgemeinmedizinischen Aussendienst auf und erhöht medizinische Investitionen, um so das Bewusstsein für Herzinsuffizienz und den Entresto-Absatz zu stärken. 
Der Basler Pharmakonzern hat ausserdem bereits mit zwei amerikanischen Krankenkassen Modelle ausgehandelt, wonach er den Preis senkt, sollte der Behandlungserfolg ausbleiben und der Spitalaufenthalt von Patienten einen vordefinierten Schwellenwert überschreiten. Auch solche Einigungen, von denen es laut Novartis weitere geben wird, sollen Entresto schneller zum Behandlungsstandard machen.

Bescheidener Umsatz

Der Umsatz mit Entresto belief sich im abgelaufenen zweiten Quartal auf bescheidene 32 Millionen Dollar. Analysten waren von deutlich mehr ausgegangen. Novartis bekräftigte am Dienstag dennoch die Prognose, dass das Wachstumsprodukt im Gesamtjahr 2016 einen weltweiten Umsatz von 200 Millionen Dollar erwirtschaften werde.
Vor allem wegen der erhöhten Ausgaben für Entresto erwartet Novartis, dass das operative Kernergebnis für das Gesamtjahr voraussichtlich um einen niedrigen einstelligen Prozentsatz sinken oder bestenfalls «weitgehend auf Vorjahresniveau liegen» wird. Der Nettoumsatz werde stagnieren.
Mehr zum Thema: «Novartis bringt das Geld-zurück-Medikament» – Medinside, 1. Juli 2015
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Novartis hat einen Präsidenten für seine Generika-Tochter Sandoz bestimmt

Gilbert Ghostine wird künftiger Sandoz-Präsident. Die Generika-Tochter von Novartis soll noch 2023 vom Konzern abgespalten und separat an die Börse gebracht werden.

image

Medikamente: Eine Ausnahme alle drei Minuten

Wird ein Medikament ausserhalb des vorgesehenen Verwendungszwecks verschrieben oder steht sein Preis noch nicht fest, ist eine Einzelfallerstattung möglich. Diese Ausnahme darf jedoch nicht zur Regel werden.

image

So reagiert Deutschland auf Engpässe bei Medikamenten

Mehr Vorräte, weniger Rabatte und ein «Engpass-Honorar» für die Apotheken: So will Deutschland aus der Arzneimittel-Krise kommen.

image

Medikamente: «Wir betonen seit Jahren, dass die Situation immer schlechter wird»

«Problematisch» – so stuft der Bund die Arzneimittel-Engpässe ein. Nun soll eine Taskforce Massnahmen prüfen. Was sagt die Branche dazu? Wir haben nachgefragt.

image

Ein Berner Apotheker wehrt sich für den Cannabis-Verkauf

Die Berner Regierung will keinen Cannabis-Verkauf in Apotheken. Ein Apotheker sagt, warum das für ihn unbegreiflich ist.

image

Herz-OPs sind wohl abhängig vom Versicherungsstatus – und teils sogar unnötig

Privatpatienten werden häufiger am Herzen behandelt als Allgemeinversicherte. Das zeigt eine neue Studie der Uni Basel und des Kantonspitals Aarau.

Vom gleichen Autor

image

Erinnerungshelfer für Medikamente

Viele Patienten vergessen regelmässig ihre Medikamente. Eine Designfirma hat eine neue Lösung: Alltagsgegenstände in der Wohnung können als Erinnerungshilfe fungieren.

image

Wann der Tod nicht mehr das grösste Übel ist

Welche Krankheit wäre für Sie schlimmer als der Tod? Diese Frage wurde nun schwerkranken Patienten gestellt. Heraus kam eine breite Liste von gefürchteten Einschränkungen.

image

Handtransplantationen bleiben zweifelhaft

Sieben Jahre nach einer Doppeltransplantation möchte ein Amerikaner die Spenderhände wieder amputieren lassen. Es ist nicht der erste Fall dieser Art.