Regierung will bei MRT und OP-Roboter künftig mitreden

Der Genfer Staatsrat Mauro Poggia lässt die Anzahl medizinisch-technischer Geräte in Spitälern und Praxen begrenzen.

, 16. Januar 2020 um 06:00
image
  • genf
  • spital
  • gesundheitspolitik
  • mauro poggia
  • praxis
  • ärzte
Im Kanton Genf gilt ab Samstag eine Bewilligungspflicht für schwere medizinisch-technische Apparate. Künftig müssen öffentliche und private Spitäler und Praxen Erwerb, Inbetriebnahme und Einsatz von CT, PET sowie MRI oder auch Operationsroboter vom Genfer Staatsrat genehmigen lassen.
Ziel der neuen Regulierung ist es, deren Auswirkungen auf den Anstieg der Gesundheitskosten zu begrenzen - und damit die Sozialversicherungssysteme nicht unnötig zu belasten, wie der Kanton Genf in einer Mitteilung schreibt. Ähnliche Kontrollsysteme kennen bereits die französischsprachigen Kantone Neuenburg, Waadt, Freiburg, Jura sowie auch der Kanton Tessin. 

Ärzte befürchten längere Wartezeiten

Für die Bewilligung der Geräte setzt die Genfer Regierung eine kantonale Kommission ein, die für die Vorberatung von Gesuchen zuständig ist. Diese setzt sich zusammen aus Vertretern des Gesundheitsdepartements und der medizinischen Einrichtungen. Das Gremium muss entscheiden, ob eine Neuanschaffung einem tatsächlichen Bedarf entspricht. 
Die Ärzteschaft befürchtet mit der neuen Verordnung eine Erhöhung der Wartezeiten für Patienten und eine Verlangsamung der Erneuerung des Geräteparks. Ein Referendum der Genfer Ärztekammer scheiterte allerdings an der unzureichenden Anzahl von Unterschriften. 

Anzahl CT-Scanner stark gestiegen 

Genf verfügt bei medizinischen Bildgebungsapparaten über eine Gerätedichte, die im Verhältnis zur Bevölkerung deutlich über dem Schweizer Durchschnitt liegt. Zwischen 2014 und 2019 stieg die Zahl der MRT-Scanner um 54 Prozent (von 26 auf 40), die Zahl der CT-Scanner um 70 Prozent (von 20 auf 34) und die Zahl der PET-Scanner um 33 Prozent (von 6 auf 8).
Ein «Überangebot» an Geräten führt laut der Genfer Regierung dazu, dass das Leistungsvolumen über den notwendigen Bedarf hinausgeht. Für die Bevölkerung trage dies zu einer über dem Landesdurchschnitt liegenden Verteuerung der Krankenkassenprämien bei. Im Kanton Genf liegen die durchschnittlichen Kosten pro Versicherten in praktisch allen Bereichen über dem Schweizer Durchschnitt.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Viktor 2023: «Ich freue mich auf die Bekanntgabe der Gewinner»

Hirslanden-CEO Daniel Liedtke ist in der Jury des Viktor Awards, zugleich unterstützt die Spitalgruppe die Aktion bereits zum zweiten Mal. Weshalb, sagt er im Interview.

image

Und wie schliessen wir dann das EPD an unser KIS an?

Fast 400 Millionen Franken nimmt der Bund in die Hand, um das Gesundheitswesen zu digitalisieren. Zugleich nimmt er die Software-Anbieter und Spitäler in die Pflicht.

image

Bern: 100 Millionen, um die Spitäler zu stützen

Die Kantonsregierung plant einen Finanzschirm, damit Listenspitäler im Notfall gerettet werden können.

image

LUKS Luzern: Neuer Leiter des Radiologie-Zentrums

Alexander von Hessling ist seit 2015 am Institut für Radiologie und Nuklearmedizin des LUKS und hat die Sektion für Neuroradiologie aufgebaut.

image
Die Schlagzeile des Monats

«Es kann ja nicht sein, dass die Kernkompetenz der Jungen die Administration ist»

In unserer Video-Kolumne befragt François Muller jeweils Persönlichkeiten aus der Branche zu aktuellen Fragen. Diesmal: Michele Genoni, Präsident der FMCH.

image

Onkologie: Von diesen fünf Behandlungen wird abgeraten

Dazu gehört der Einsatz der PET für die Früherkennung von Tumorrezidiven und die prophylaktische Gabe von Medikamenten gegen Übelkeit.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.