Pillen per Post

Die Schweizerische Post rollt ihre neue E-Health-Strategie aus, mit der sie sich als Serviceanbieterin im Gesundheitswesen etablieren will. Dabei verknüpft sie das angestammte Transportgeschäft mit medizinischen Behandlungen.

, 20. September 2016 um 07:05
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Der Arzt verschreibt einem Patienten nicht nur ein Medikament, sondern fragt ihn auch gleich noch, wohin er es geliefert haben möchte: nach Hause, an den Arbeitsplatz - oder lieber zur Abholung an eine Poststelle oder einen Postautomaten? Egal wie, der Arzt tippt die Order ins System, und bei der Post wird umgehend ein Auslieferungsprozess ausgelöst. Die Arznei gelangt in Kürze an den gewünschten Ort. 
So könnte eine der Dienstleistungen aussehen, die die Schweizerische Post im Rahmen ihrer neuen E-Health-Strategie schrittweise auf den Markt bringen will. Vertreter der Post stellen die Strategie und die damit verbundenen Herausforderungen am Swiss eHealth Summit, der am 20. und 21. September 2016 in Bern stattfindet, vor.

Kombination von Logistik und E-Health 

Im Fachmagazin Healthtech Wire gab Martin Fuchs, Head Business Area E-Health der Post, schon vor der Konferenz einen Einblick, in welche Richtung es gehen soll. Im Kern geht es darum, die klassischen Logistikfunktionen der Post mit der E-Health-Plattform Vivates zu verzahnen, mit der die Post alle wichtigen Akteure im Gesundheitswesen vernetzen will (siehe hier). 
Ziel des Staatsbetriebs ist es, sich als Serviceanbieter im Gesundheitswesen zu etablieren. «Die Strategie der Post sieht vor, E-Health zu einem neuen Kernbereich im digitalen Angebot auszubauen», so Fuchs. Es sollen «effiziente und präzise Bestellprozesse gestaltet werden, um Ärzten, Kliniken und Bürgern das Leben zu vereinfachen». 

Medikamentenlieferungen an chronisch Kranke

Bereits heute liefert die Post von ihrem Zentrallager aus zahlreiche Spitäler mit Medikamenten oder OP-Materialien, holt diese wieder ab und sterilisiert sie zum Beispiel auch. Auf der anderen Seite führt sie eine E-Health-Plattform, welche die Gesundheitsversorger rund um den Patienten vernetzt und einen Austausch von Patientendaten ermöglicht. 
Durch die Verknüpfung von Logistik und E-Health-Plattform sollen nun schrittweise neue Lösungen auf den Schweizer Gesundheitsmarkt gebracht werden. Möglich sind laut Martin Fuchs zum Beispiel regelmässige Medikamentenlieferungen an chronisch Kranke. Dabei werden beim Patienten bestimmte Werte mit Sensoren erfasst und jeweils bei Bedarf eine Nachschubmeldung ausgelöst. 

Telemedizin in Poststellen

Für die Zukunft sei auch denkbar, dass in ausgewählten Poststellen ein Videolink zu einem Telemedizinanbieter angeboten werde und nach einer kurzen Konsultation umgehend dringend benötigte Medikamente geliefert würden. Das Angebot der Post werde auch so konzipiert, dass die Post auch an E-Health-Plattformen anderer Anbieter anknüpfen könne. 

«Connected Health»

Der Swiss eHealth Summit findet am 20. und 21. September 2016 im Kursaal Bern statt. Unter dem Konferenztitel «ePD: Connected health - digital.transparent.patientenorientiert» wird das elektronische Patientendossier auf Patientensicherheit und Behandlungsqualität durchleuchtet. Daneben stellen internationale Referenten ihre E-Health-Projekte vor. Die Post ist Partnerin der Veranstaltung. 
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