Pflegezentrum will geimpftes Personal – dieses wehrt sich

Das Personal des «Kohlfirst» in Feuerthalen fühlt sich diskriminiert. Wer eine Covid-Impfung vorweisen kann, hat Vorrang beim Arbeitspensum und bei einer Neuanstellung.

, 10. März 2021 um 14:18
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Vier Stellen hat das Pflegezentrum Kohlfirst in Feuerthalen derzeit ausgeschrieben. Interessierte, die noch keine Covid-Impfung vorweisen können, haben jedoch schlechte Chancen auf ein persönliches Gespräch. Der Grund: Im Kohlfirst werden geimpfte Bewerberinnen und Bewerber bevorzugt. 
Damit nicht genug – das Zürcher Heim ist auch beim Aufstocken der Arbeitspensen von ungeimpftem Personal zurückhaltend und bewilligt externe Weiterbildungen nur, wenn sie online stattfinden. In einem Brief an die «NZZ» stellt ein Teil des Personals die seines Erachtens unzulässige Diskriminierung an den Pranger.  «Bei uns gibt es keinen Impfzwang», sagt Markus Späth, Präsident der Trägerschaft. Von Diskriminierung könne keine Rede sein, winkt er ab. 

«Zusätzliche Schutzmassnahmen»

Der Weg des Zentrums Kohlfirst ist arbeitsrechtlich umstritten. Der Präsident der Trägerschaft, der gleichzeitig SP-Kantonsrat ist, hat zwar Verständnis für Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen. Allerdings hält er fest, dass die Impfbereitschaft nur eines von vielen Kriterien aber keine harte Bedingung bei der Bewerbung sei. «Wir stellen nicht ausschliesslich Geimpfte an. Das erlaubt der Arbeitsmarkt nicht. Aber im Fall von mehreren Bewerberinnen und Bewerbern ziehen wir Geimpfte vor», wird er zitiert. 
Wie die «NZZ» schreibt, spricht Späth lieber von «zusätzlichen Schutzmassnahmen». Mitarbeiter würden nicht sanktioniert, man wolle das Risiko der Ansteckungen senken. Damit spricht er den dramatischen Covid-19-Ausbruch Ende Dezember an, dessen Folge der Tod von 15 Bewohnerinnen und Bewohnern war und ein Drittel des Personals komplett ausfiel.  
Wegen der neuen Strategie der Heimleitung, liessen sich 13 weitere Mitarbeiter impfen, wodurch die Impfquote des gesamten Personals auf ein kantonsweit deutlich überdurchschnittliches Niveau von gegen 70 Prozent gestiegen ist. 

Gespräch mit den Aufgebrachten

Seit einem Jahr herrschen für Bewohner und Angehörige diverse Einschränkungen, die sich kaum mehr aufrechterhalten lassen. Im Kohlfirst ist man überzeugt, dass sich eine Öffnung des Heims nur mit einer möglichst hohen Durchimpfung des Personals rechtfertigen lässt. 
Laut Späth soll dieses Ziel Mitte März erreicht sein. Ungeimpfte Mitarbeitende und Bewohner würden regelmässig getestet werden. Wie lange das Heim an den sogenannten zusätzlichen Schutzmassnahmen festhalten wird, sprich die Bevorzugung von geimpften Bewerbern, hängt laut Späth von der epidemiologischen Situation ab. 
Nächste Woche soll ein Gespräch mit dem aufgebrachten Pflegepersonal stattfinden. Der entsprechende Brief, in welchem sich die Absender auf die Empfehlungen des SBK berufen (Medinside berichtete hier darüber), wurde inzwischen beantwortet. 
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