Im Kanton Glarus gibt es momentan nur zwei Kinderärzte, einen in Näfels und einen in Glarus. Was die Lage besonders heikel macht: Der eine Pädiater kann keine neuen Patienten mehr aufnehmen – dies teilte er den Behörden schon vor längerer Zeit mit –; und der andere Facharzt wird seine Praxis im November schliessen.
Eine Praxisnachfolge liess sich bis heute nicht finden. Auch der Leiter des jüngst eröffneten
Gesundheitszentrums Glarus fand keinen Pädiater, der den Fachbereich im Angestelltenverhältnis übernehmen will.
Was also tun? Der Regierungsrat möchte nun am Kantonsspital Glarus eine pädiatrische Praxis schaffen. Dafür hat er eine Leistungsvereinbarung mit dem KSGL abgeschlossen. Sie sieht die Einrichtung der Praxis vor – wofür das Spital eine Abgeltung von 160‘000 Franken erhält.
De facto hat man es dabei mit einer Teil-Verlagerung zu tun: Denn zugleich wird die Abgeltung der gemeinwirtschaftlichen Leistungen an das Kantonsspital ab 2018 reduziert; die Kostensteigerung in der Pädiatrie, so hofft die Kantonsregierung, könne damit mindestens kompensiert werden.
Das neue Angebot soll montags bis freitags allen Eltern mit Kindern bis 16 Jahren offen stehen. Bei Notfällen ausserhalb der Öffnungszeiten wird wie bisher verfahren: «Die Versorgung wird durch unsere eigenen Ärzte und durch das Kantonsspital Graubünden abgedeckt», sagt Spitaldirektor Markus Hauser gegenüber der «Südostschweiz».
«Es steht noch in den Sternen»
Allerdings: Das Personalproblem ist damit noch nicht gelöst. Damit die Kinderarztpraxis tatsächlich öffnen kann, muss das KSGL erst einmal einen geeigneten Pädiater finden. «Ob und wann dies der Fall sein wird, steht noch in den Sternen», so Markus Hauser zu.
Im Kantonspital Glarus ist das ambulante pädiatrische Angebot auf Notfälle und die pädiatrische Beurteilung von Kindern und Jugendlichen in Ergänzung zum Hausarzt beschränkt; es findet ausschliesslich in der Notfallstation statt.
Zugleich führt das KSGL stationär eine kleine pädiatrische Abteilung im Grundangebot. Diese wird seit 2013 in Kooperation mit der Pädiatrie des Kantonsspitals Graubünden geführt, ergänzt durch einen der Glarner Kinderärzte als Konsiliararzt. Aber eben: Durch dessen Kündigung verschärft sich auch hier die Situation.