Österreicher Arzt wegen «Doktorspielen» vor Gericht

Ein Arzt aus dem österreichischen Salzkammergut soll 95 junge Patienten sexuell missbraucht haben. Seine Untersuchungen seien nötig gewesen, behauptet der Arzt.

, 24. Juli 2019 um 06:51
image
  • ärzte
  • österreich
  • gericht
  • urologie
Ein Bub, der wegen einer Hodenfehlstellung in Behandlung war, brachte es an den Tag: Ein Arzt aus dem österreichischen Salzkammergut soll in seiner Praxis seit rund 20 Jahren Dutzende von jungen Patienten sexuell missbraucht haben.
Einer der betroffenen Minderjährigen musste sich laut Protokoll die Hose ausziehen, danach habe der Arzt dem damals 13-Jährigen gezeigt, wie das Onanieren gehe.

Der 55-jähriger Urologe bezeichnete den Missbrauch als Untersuchung

Schon im Januar berichteten die «Oberösterreicher Nachrichten», dass sich der angeklagte 55-jährige Urologe jahrelang unentdeckt während seiner Untersuchungen an Minderjährigen vergangen habe und deshalb in Untersuchungshaft sei.
Die weniger schweren Fälle habe der Mann inzwischen gestanden. Die schweren Missbrauchsvorwürfe bestreitet er aber laut der zuständigen Staatsanwältin. Die Untersuchungen im Anal- und Genitalbereich seiner jungen Patienten seien medizinisch indiziert gewesen, sagte der Verdächtige aus. Die Staatsanwaltschaft hatte deshalb ein ärztliches Gutachten in Auftrag gegeben.

Untersuchungen waren wissenschaftlich nicht fundiert

Dieses kam zum Schluss, dass keine medizinische Indikation für diese Art von Untersuchungen vorliege und die Untersuchungen auch nicht wissenschaftlich fundiert gewesen seien. Die Eltern der betroffenen Buben haben offenbar nie etwas von den seltsamen Untersuchungsmethoden des Urologen mitbekommen.
Im Fall des 13-Jährigen, durch dessen Aussagen der Arzt aufflog, fand das ärztliche Aufklärungsgespräch noch gemeinsam mit der Mutter statt. Bei den folgenden Untersuchungen war die Frau aber nicht dabei.

Folgeschäden bei den Opfern?

Die Ermittlungen haben sich mittlerweile stark ausgeweitet: Bereits sind 95 mögliche Opfer bekannt. Ein Gutachten hat bestätigt, dass der Arzt zurechnungsfähig ist. Ein weiteres Gutachten darüber, ob vier der Opfer eventuell schwere Folgeschäden davontragen könnten, steht noch aus. Der Beschuldigte ist immer noch in Untersuchungshaft.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Zürich bekommt eine neue Kantonsärztin, Appenzell sucht eine

Franziska Kluschke tritt im Februar in die Fussstapfen von Christine Maier.

image

Clinicum Alpinum Liechtenstein: Mitgründer tritt zurück

Marc Risch übergibt das Zepter an Pavel Ptyushkin.

image

Das Ende des Numerus Clausus ist beschlossen

Trotz Widerstand von Bundesrat Guy Parmelin setzt das Parlament auf eine Alternative zum NC für angehende Schweizer Ärzte.

image

VSÄG: Schlagabtausch zwischen abgewählter Präsidentin und Kantonsarzt

Monique Lehky Hagen wurde als Präsidentin der Walliser Ärztegesellschaft abgewählt - und warf dem Kantonsarzt Eric Masserey Manipulation vor. Dieser kontert.

image

Spital Emmental: Neues Führungsteam für das chirurgische Departement

Ab Januar 2025 wird Matthias Schneider Chefarzt der Chirurgie, André Gehrz sein Stellvertreter in Burgdorf. Stephan Vorburger wechselt intern.

image

Allcare: Hausarztkette in Zürich ist konkurs

Ärztemangel, galoppierende Lohnforderungen, fehlendes Commitment: dies die Erklärungen für die Notlage.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.