Obsan: Viele Patienten sind physisch und psychisch krank

In Schweizer Akutspitälern haben über 11 Prozent der somatisch kranken Patienten auch eine psychische Störung. Dies zieht Spitalaufenthalte in die Länge und treibt Kosten in die Höhe, wie eine Obsan-Studie zeigt.

, 19. Januar 2018 um 13:52
image
  • spital
  • studie
Wie häufig haben stationäre Patienten mit einer somatischen Hauptdiagnose eine psychische Erkrankung als Nebendiagnose? Welchen Einfluss hat dies auf die Inanspruchnahme von Leistungen und den Krankheitsverlauf? Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan) hat diese Fragen erstmals untersucht. 
Somatisch-psychische Komorbiditäten, so das Fazit der Studie, kommen in Schweizer Akutspitälern häufig vor. 2016 wurden bei 11,4 Prozent aller akutsomatischen Fälle neben einer somatischen Grunderkrankung zusätzlich mindestens eine psychische Störung diagnostiziert. Es handelt sich um Depressionen oder Alkoholsucht. 
Komorbide Patienten sind im Durchschnitt 10 Jahre älter und haben einen wesentlich schlechteren Gesundheitszustand als rein somatisch Erkrankte. 

Höhere Todesrate

Dabei zeigt sich, dass sich Komorbiditäten ungünstig auf den Krankheitsverlauf auswirken und zu längeren Spitalaufenthalten und höheren Behandlungskosten führen.  
Patienten mit somatisch-psychischer Komorbidität...
  • ...bleiben länger im Spital als rein somatisch Kranke: 9,6 Tage gegenüber 5,1 Tage.
  • ...müssen häufiger rehospitalisiert werden. Die Rate liegt bei 4,9 Prozent gegenüber 2,5 Prozent. 
  • ...sterben häufiger im Spital: Die Mortalitätsrate innerhalb von 30 Tagen nach Spitaleintritt liegt mit 3,8 Prozent wesentlich höher als bei rein somatischen Erkrankungen (1,8 Prozent). 
Alexandre Tuch: «Somatisch-psychische Komorbidität in Schweizer Akutspitälern» - in: «Schweizerisches Gesundheitsobservatorium» (Obsan), 19. Januar 2018
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Freiburger Spital erwartet Verlust von fast 30 Millionen Franken

Höhere Lohnkosten und die Inflation verschärfen die Lage am HFR. Viele Investitionen liegen 2024 nicht drin.

image

CHUV schafft Spezialprogramm für Patienten mit Autismus

Mit einer spezifischen Betreuung und angepassten Wegen sollen beide Seiten entlastet werden – die Patienten wie das Personal.

image

Kantonsspital Aarau holt Chef Neuroradiologie aus St. Gallen

Pasquale Mordasini übernimmt die vakante Chefarzt-Position im November.

image

Viktor 2023: «Ich freue mich auf die Bekanntgabe der Gewinner»

Hirslanden-CEO Daniel Liedtke ist in der Jury des Viktor Awards, zugleich unterstützt die Spitalgruppe die Aktion bereits zum zweiten Mal. Weshalb, sagt er im Interview.

image

Bern: 100 Millionen, um die Spitäler zu stützen

Die Kantonsregierung plant einen Finanzschirm, damit Listenspitäler im Notfall gerettet werden können.

image

LUKS Luzern: Neuer Leiter des Radiologie-Zentrums

Alexander von Hessling ist seit 2015 am Institut für Radiologie und Nuklearmedizin des LUKS und hat die Sektion für Neuroradiologie aufgebaut.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.