Neuenburg: Swiss Medical Network streckt die Fühler aus

Die Chefs der Privatklinik-Gruppe erwarten, bei der Planung der Spitalzukunft im Jurabogen mitzureden.

, 22. Februar 2017 um 09:30
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Die Neuenburger Spitalpolitik steht vor einem Scherbenhaufen – oder vor einem Neuanfang. Nachdem das Stimmvolk die geplante Schliessung des Standortes La Chaux-de-Fonds verboten hatte, trat einerseits der Verwaltungsrat der Kantonsspitalgruppe HNE zurück. Und andererseits kündigte der zuständige Regierungsrat Laurent Kurth (SP) den baldigen Start einer Arbeitsgruppe an, die nun neue Perspektiven entwickeln soll.
Dabei möchte auch Swiss Medical Network mitreden. Die zur börsenkotierten Aevis Victoria gehörende Spitalgruppe betreibt bereits zwei Kliniken im Kanton Neuchâtel. Sie kooperiert dabei mit dem HNE. Sie hat mehrfach angekündigt, dass sie an weiteren Übernahmen interessiert ist – wobei auch das Management von öffentlichen Spitälern denkbar sei. Und sie hat auch Pläne, ihre Position insbesondere im Juraraum auszubauen. 

«Alles sollten beteiligt werden»

Gegenüber der lokalen Zeitung «L'Express» (Print) bezogen denn auch die führenden Männer der zweitgrössten Privatklinik-Gruppe erste Positionen zur Spitalzukunft. Für Raymond Loretan, den Verwaltungsratspräsidenten von SMN, bietet das Volksverdikt eine Chance, die Spitalkarte des Kantons und insgesamt des Jurabogens neu zu zeichnen. Man müsse dabei gross denken – und seine Gruppe sei dabei bereit, die bestehenden Partnerschaften fortzuführen. 
Man erwarte aber auch, an den Arbeiten zur Spitalzukunft beteiligt zu werden, so Loretan: «Wir gehen von der Idee aus, dass diese Arbeitsgruppe die institutionellen Akteure einbeziehen wird, und jene, die 25 Prozent der Akutbetten im Kanton sicherstellen.» 

Kein Direktor will an die kurze Leine

Ähnlich sieht es der Gründer der Gruppe, Aevis-Victoria-Chef Antoine Hubert: «Alle betroffenen Parteien, privat oder öffentlich, inklusive der Städte, sollten ab heute beim Nachdenken beteiligt werden», so der Walliser.
Im Gespräch mit «L'Express» erinnerte Hubert daran, dass die SMN-Gruppe innert 14 Jahren 16 Kliniken übernommen hat. «Wir haben also eine gewisse Erfahrung mit Restrukturierungen». Und man habe dabei festgestellt, dass die Zentralisierung zu nichts führt. Support-Funktionen könnten zentralisiert werden: «Aber die Direktionen müssen dezentralisiert werden». 

Autonomie auch beim Staat

Oder anders: Hubert stellt sich für die Neuenburger Zukunft Spitäler mit sehr autonomen Direktionen vor. Das sei auch wichtig für das Management: «Seit jeher würde ein guter Direktor niemals in ein Haus gehen, wo er an der kurzen Leine ist.»
Autonomie sei auch für staatliche Häuser möglich, so Hubert weiter – und er nannte die Kantonsspitäler von Nyon, Luzern und Winterthur als Beispiel: Sie seien zwar staatlich, würden aber von einem Verwaltungsrat geleitet, der primär nach Kompetenzgesichtspunkten zusammengesetzt wurde. 
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