Neue Regeln für Lifestyle-Gentests aus dem Internet

Billig-Gentests aus dem Internet werden in der Schweiz künftig reglementiert. Neu braucht es in den meisten Fällen eine Fachperson, die den Test bestellt.

, 20. Mai 2020 um 13:03
image
  • labor
  • genetik
  • politik
Für ein paar hundert Franken und eine Speichelprobe lassen sich im Internet zahlreiche DNA-Analysen bestellen: Etwa zur Erforschung der Vorfahren, zur optimalen Ernährung oder zur sportlichen Veranlagung. Die meisten dieser Lifestyle-Gentests werden von Fachleuten als Spielerei bezeichnet, die nicht mehr Aussagekraft als ein Horoskop hätten.

Gewisse Tests dürfen nur noch Fachpersonen veranlassen

Der Grund: In der Regel werden solche billigen Tests mit einem Computer aufgrund von Wahrscheinlichkeiten ausgewertet und nicht von einer Genetik-Fachperson individuell begutachtet. 
Der Bundesrat will nun solchen Gentests Schranken setzen. Ab nächstem Jahr sollen Schweizer Firmen solche Lifestyle-Tests nicht mehr im Internet anbieten dürfen. Sie dürfen jedoch von Ärzten, Apothekern, Drogisten, Ernährungsberaterinnen, Physiotherapeuten und Psychologinnen veranlasst werden. Die Analyselabors müssen strengere Anforderungen an die Qualität erfüllen als bisher. 

Medizinische Gentests auch vom Apotheker oder Zahnarzt möglich

Im Gegenzug plant der Bundesrat bei den medizinischen Gentests eine gewisse Lockerung: Künftig dürfen auch Apotheker und Zahnärzte bestimmte medizinische Gentests in ihrem jeweiligen Fachgebiet anordnen. Gegenwärtig dürfen das nur Ärzte machen.
Direkt von den Kunden selber bestellt werden dürfen nur noch nicht-medizinische Gentests, die «ein vernachlässigbares Missbrauch- oder Diskriminierungspotenzial» aufweisen. Das sind zum Beispiel Genanalysen zur Haarfarbe oder zum Geschmacksempfinden.

Falsche Resultate können Schaden anrichten

Mit der stärkeren Reglementierung will der Bundesart die Konsumenten besser schützen. Mit unseriösen Billig-Gentests wird den Nutzern nämlich nicht nur viel Geld abgeknöpft. Tests, die angeblich auch über Krankheitsrisiken Auskunft geben sollen, können sogar gefährlich sein: Die ungenauen oder falschen Resultate lösen oft unbegründete Ängste aus – oder umgekehrt wiegen sie die Getesteten in falscher Sicherheit.
Mit der Reglementierung kann der Bundesrat allerdings nicht verhindern, dass ausländische Firmen ihre Gentests weiterhin im Internet anbieten. Wichtig ist es deshalb, dass sich Kunden bewusst sind: Wenn sie ihre DNA-Proben an ausländische Labors schicken, verlieren sie die Kontrolle über sehr persönliche Daten. Die geplante Reglementierung und Überwachung der Analyse-Labors gilt nur für DNA-Proben, die in der Schweiz untersucht werden. Die Vernehmlassung über die neuen Regulierungen dauert bis am 9. Oktober, in Kraft treten wird das Gesetz voraussichtlich 2021.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image
Gastbeitrag von Felix Schneuwly

EPD: Noch mehr Geld und Zwang machen es auch nicht besser

Ein brauchbares elektronisches Patientendossier wäre überfällig. Aber weiterhin sind wichtige Fragen offen. Zum Beispiel: Wie müsste das EPD sein, damit es auch genutzt wird? Warum fehlen viele praktische Features?

image

These: Die Tarifpartnerschaft funktioniert grundsätzlich nicht

Der Tarifstreit in der Physiobranche bleibt aktuell. Politikerinnen fragen nun, ob die Tarifpartnerschaft bewusst ausgebremst wird. Der Bundesrat nahm jetzt Stellung.

image

Zürich: Ausbildungsoffensive konkretisiert sich

Der Kanton sieht 100 Millionen Franken für die praktische Ausbildung und für die Unterstützung von Personen in Pflege-Ausbildung vor.

image

Widerstand gegen UPD-Sparmassnahmen weitet sich aus

Nun wehren sich auch Ärzteschaft und Pflegepersonal gegen die Einsparungen bei den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern.

image

«Efas ist ein Etikettenschwindel»

Laut Heinz Locher steckt das neue Finanzierungsmodell Efas voller Minen. Der Gesundheitsökonom zweifelt, dass es fristgerecht umgesetzt wird.

image

Nach 14 Jahren: Efas ist durch

Ambulant, stationär und später Langzeitpflege: Das Parlament hat heute das Gesetzeswerk zur Einheits-Finanzierung angenommen.

Vom gleichen Autor

image

Bedrohtes Spital geht langsam wieder in Normalbetrieb

Eine 65-Jährige verschanzte sich mit einer Schreckschusswaffe in einem Aachener Spital. Die Verantwortlichen sind «zutiefst erschüttert».

image

Ärzte in der Krise: Immer mehr suchen Unterstützung

Zu viel Arbeit, Burn-Out, Angst, Selbstzweifel und Depression: Das sind die fünf Hauptgründe für Ärzte und Ärztinnen, sich Hilfe bei der Remed-Hotline zu holen.

image

Gefragter Aarauer Frauenarzt macht sich selbständig

25 Jahre lang war Dimitri Sarlos an der Frauenklinik des Kantonsspitals Aarau angestellt. Im Oktober eröffnet der Chefarzt eine eigene Praxis.