Mit dieser Voraussetzung operieren Chirurgen am schnellsten

Eine Studie zeigt Ursachen und Auswirkungen von Emotionen zwischen Chirurginnen und Chirurgen im Operationssaal.

, 25. März 2022 um 06:15
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Wenn zwei Chirurgen eng zusammenarbeiten, spielen dann die Emotionen, die sie beim anderen hervorrufen, eine Rolle für ihre gemeinsame Leistung? Wenn ja, welche Emotionen sind am wichtigsten? Hat die Leistung selbst einen Einfluss darauf, welche Emotionen entstehen?
Diesen Fragen widmete sich eine Studie, die in der Zeitschrift «Academy of Management Discoveries» veröffentlicht wurde. An der Studie beteiligt waren Forscher der Universität Witten/Herdecke, der Hochschule Hannover und der University of Toronto sowie der Business School Insead. 

Welche Emotionen spielen eine wichtige Rolle?

Die Studienergebnisse zeigen: Chirurginnen und Chirurgen operieren gemeinsam am schnellsten, wenn sie eine geringe zwischenmenschliche Anspannung spüren. Andere Emotionen wie Entspanntheit, Nervosität oder Trägheit spielen hingegen keine wesentliche Rolle.

«Zwischenmenschliche Anspannung besonders problematisch»

Studienautor Hendrik Wilhelm von der deutschen Universität Witten/Herdecke erklärt den Zusammenhang so: «Bei Operationen ist zwischenmenschliche Anspannung anscheinend besonders problematisch, denn bei einem chirurgischen Eingriff kommt es auf die Feinabstimmung zwischen den Operateuren an. Wir haben herausgefunden, dass Anspannung zwischen Operateurinnen und Operateuren diese Abstimmung erschwert. Die Operateure sind dann zurückhaltender in ihrer Kommunikation und dann dauert der Eingriff länger.» Dauert die Operation länger, führt dies beim Patienten oft zu einer stärkeren körperlichen Belastung.
Die Studie zeigt zudem: Sobald Chirurgen eine einzige gemeinsame Spitzenleistung erbringen, reduziert sich die zwischenmenschliche Anspannung.
Laut den Forschern können die Studienergebnisse auch auf andere Arbeitskontexte, in denen zwei Personen eine genau vorgegebene Aufgabe gemeinsam bearbeiten, übertragen werden (z.B. Pilotin und Co-Pilot, CEO und COO).

Mindestens ein Mal sehr gute gemeinsame Leistung erbracht

Die Studienautoren kommen zum Schluss, dass bei solchen gemeinsamen Aufgaben vor allem die Reduktion von zwischenmenschlicher Anspannung im Zentrum stehen sollte. Was heisst das nun konkret für Chirurgen im Operationssaal? Es sollten Chirurgen zusammenarbeiten, die in der Vergangenheit bereits mindestens ein Mal durch eine sehr gute gemeinsame Leistung aufgefallen sind.
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