So können Spezialisten medizinische Eingriffe bewerten

International gültige Regeln, wie die Qualität von medizinischen Eingriffen gemessen werden sollten, gibt es nicht. Nun hat eine Schweizer Jury ein Paper mit Empfehlungen in «Nature Medicine» publiziert.

, 18. April 2023 um 09:39
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Aktuell gibt es keine international gültigen Regeln, wie die Qualität von medizinischen Eingriffen gemessen werden sollten. Das neue Paper soll helfen. | USZ
Chirurgische Eingriffe können ohne standardisierte, klinisch relevante und universelle Messpunkte nur unklar und inkonsistent bewertet werden.
Die Folgen: Während die Qualität von Operationen kaum verbessert werden kann, erhalten Fachpersonen sowie Patienten über die zu erwartenden Folgen eines medizinischen Eingriffs ungenügende Informationen.
In der Branche ist diese Problematik bekannt. So wurde diese anlässlich einer Zürcher Konferenz im Sommer 2022 aus unterschiedlichen Perspektiven – von Fachexpertinnen, Patienten und weiteren Beteiligten – beleuchtet.
Neu ist: Unter der Federführung von Professoren der Universität Zürich (UZH) und des Universitätsspitals Zürich (USZ) wurden die dort erarbeiteten Empfehlungen am Montag im Fachmagazin «Nature Medicine» publiziert.

Zeitpunkte wichtiger Faktor

Die Empfehlungen beziehen sich auf die Messung, Interpretation und Kommunikation von Outcomes nach medizinischen Eingriffen, erklärt das USZ in einem Communiqué.
Um die Ergebnisse nach den Eingriffen vergleichen zu können, wurden etwa standardisierte Beobachtungszeitpunkte festgelegt und Komplikationen erfasst.
Die Jury schlägt folgende Zeitpunkte vor:
  1. vor der Erkrankung,
  2. während der Erkrankung,
  3. Symptome vor dem Eingriff,
  4. Ergebnisse in der frühen postoperativen Phase,
  5. mittelfristig und langfristig.
Weiter empfiehlt die Jury in ihrem Paper, auch Symptome und Erfahrungen, von denen Patienten berichten, mit standardisierten Fragebögen zu erfassen und die Outcomes medizinischer Eingriffe zwischen medizinischen Institutionen zu vergleichen.
Ein weiterer Schwerpunkt laut USZ liegt darin, dass Patientinnen und Patienten umfangreich informiert werden sollten, damit sie sich für oder oder gegen bestimmte medizinische Eingriffe entscheiden können.

Aus Unerwünschtem lernen

Schliesslich präsentiert die Jury im Fachmagazin Empfehlungen zum Umgang mit unerwünschtem Outcome und spricht sich für einen konstruktiven, transparenten und respektvollen Umgang aus, damit Patienten bestmöglich unterstützt werden und Fachpersonen aus unerwünschten Outcomes lernen können.
«Diese interdisziplinäre, internationale Zusammenarbeit legt eine wichtige Basis für die zuverlässige Messung der Qualität nach medizinischen Eingriffen und Verbessrung der Versorgung», wird der Autor des Papers, Pierre-Alain Clavien, in der Mitteilung zitiert.
Milo Puhan, ebenso Autor und ordentlicher Professor für Epidemiologie und Public Health am USZ, ergänzt: «Damit können hoffentlich die grosse Krankheitslast und die hohen Kosten postoperativer Komplikationen verringert werden.»
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