Mit diesen Fachausdrücken werden Patienten verängstigt

Ein negatives Testergebnis? Eine Horrornachricht für manche Patienten! Deshalb ist es wichtig, dass sich Gesundheitsfachleute verständlich ausdrücken.

, 11. März 2020 um 05:00
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«Die Biopsie ist negativ», erklärte die Ärztin dem Patienten – ohne sich viel dabei zu denken. Umso mehr dachte sich der Betroffene. Er hatte sich nämlich einer Prostata-Biopsie unterzogen. Sein Herz klopfte bis zum Hals. Ein negatives Resultat?  

«Alles in Ordnung; kein Krebs»

Er sah sich schon auf dem Operationstisch liegen und eine Chemotherapie absolvieren. Bis die Ärztin erkannte, in was für Aufregung sie ihren Patienten versetzt hatte und beruhigend nachschob: «Es ist alles in Ordnung; es wurde kein Krebsgewebe gefunden.»
Ähnliche Schreckmomente bereiten Ärzte und Pflegepersonal auch Patienten, die sich anderen Tests – etwa für HIV oder das Coronavirus – unterziehen und sich wenig auskennen im Fachvokabular der Gesundheitsfachleute.

o.B. ist keine Tamponmarke

Am besten vermeiden die Fachleute im Gespräch mit ihren Patienten solche Begriffe – auch wenn sie unter ihresgleichen völlig gebräuchlich und kaum wegzudenken wären. So ist laut einem Bericht im «Migros-Magazin» über so genanntes «Ärzte-Latein» auch die die Kurzformel «o.B.», also ohne Befund, missverständlich, kennen doch viele Laien diese Bezeichnung nur als Name einer Tampons-Marke.
Auch die Anweisung, ein Medikament «oral» anzuwenden, sollten Ärzte und Apotheker unbedingt vermeiden, vor allem wenn es um Tropfen geht. Denn diese könnten sonst im Ohr und nicht wie eigentlich gemeint im Mund landen.

Suppositorium tönt gut, ist aber für viele unverständlich

Genauso wie Suppositorien von Laien nicht zwingend als Zäpfchen identifiziert werden können. Und zwar auch dann nicht, wenn der Hinweis «rektal» dabeisteht. Die Fremdwörter sind nicht allen Patienten geläufig. Es gab deshalb auch schon Fälle, in denen Zäpfchen unter grossem Aufwand und Ekel geschluckt werden.
Vielleicht müssten sich einige Ärzte und Ärztinnen auch eingestehen, dass sie sich manchmal nur allzu gerne hinter ihrem «Ärzte-Latein» verstecken. Zum Beispiel bei allen Krankheiten, bei denen sie die Ursache nicht kennen: Sie werden in der Regel als «idiopathisch» bezeichnet.

Ein Synonym für: Keine Ahnung, warum

Das heisst, dass das Symptom selbst die Krankheit darstellt und nicht auf eine bekannte Entstehungsart einer Krankheit zurückgeführt werden kann. Dass sie nicht wissen, was die Ursache einer Erkrankung ist, können Ärzte auch noch in anderen Worten schön umschreiben: Sie nennen sie «essentiell» oder «kryptogen». Das macht zumindest bei Laien mehr Eindruck als das Eingeständnis, dass sie leider nichts wissen.
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