Medizinstudenten warnen vor mehr Medizinstudenten

Bitte beachten: Die Ausweitung der Medizin-Studienplätze könnte auch Nebenwirkungen haben.

, 27. Juli 2016 um 21:12
image
  • ausbildung
  • ärztemangel
Luzern, St. Gallen, Freiburg, Bern, Zürich, allenfalls Lugano, obendrein ETH und EPFL: In den letzten Monaten jagten sich die Ankündigungen von Hochschulen, neue Studienplätze oder neue Lehrgänge für Medizinstudenten anzubieten.
Die Medizinstudenten aber meldeten sich bislang kaum zu Wort – zumindest bis jetzt. Wie die «Neue Zürcher Zeitung» erfuhr, hat ihr Verband Swimsa nun ein Papier erarbeitet – und in dieser Auslegeordnung diverse Problemfelder festgemacht.

Von Basel nach Uster

Möglich sei etwa, dass der Ausbau der Infrastruktur dem Ausbau der Studentenzahlen hinterherhinke – was sich negativ auf die Ausbildung auswirken könnte. Dazu ein Beispiel aus den Ausbauten der vergangenen Jahre: In Basel fänden sich kaum klinische Ausbildungsplätze, weshalb die Studenten dafür manchmals bis nach Uster im Kanton Zürich reisen müssten.
Hinzu komme, dass die Ausbildung viel weniger individuell zu werden drohe. Kritisch beurteilen die Nachwuchs-Mediziner auch die an EPFL und ETH geplanten Projekte, bei denen Quereinsteigern mit Bachelor-Abschlüssen in naturwissenschaftlichen Disziplinen das Umsatteln auf eine Medizinerlaufbahn ermöglicht werden soll: Es sei zweifelhaft, so nun der Einwurf, ob die notwendigen klinischen Erfahungen so einfach nachgeholt werden könnten.

Komplexe Sachverhalte

Grundsätzlich bezweifeln die Vertreter der Medizinstudenten, dass mit einer Ausweitung der Studiengänge – insbesondere der forschungsorientierten Angebote – das Kernproblem gelöst werden kann: also der Mangel an Grundversorgern. Dabei verweist Swimsa-Vertreter Marc Eich auf ein anderes, eher zu bewältigendes Problem: nämlich die hohe Aussteiger-Quote. Ein Grund dafür seien die Jobbedingungen, etwa die oft übertriebenen Arbeitszeiten. «Diese komplexen Sachverhalte finden in der Diskussion um den Ärztemangel zurzeit aber wenig Gehör», so Marc Eich in der NZZ.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Wo angehende Ärzte am liebsten arbeiten möchten

Das diesjährige Studierenden-Ranking von Universum zeigt wiederum die attraktivsten Arbeitgeber in der Medizin- und Gesundheitsbranche in der Schweiz.

image

Baselbiet will Geld wegen höherer Spitaltarife

Die interkantonale Weiterbildungs-Finanzierungsvereinbarung für Ärztinnen und Ärzte sorgt für Diskussionen zwischen den beiden Basel.

image

Warum Medizinstudierende im Studium ihre Empathie verlieren

Im Laufe eines Studiums nimmt offenbar das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten ab. Dies zeigt eine neue Studie.

image

ÄRZTEMANGEL: WEGE ZU EINER NACHHALTIGEN LÖSUNG

Unser Gesundheitssystem leidet unter einem Mangel an Ärzten und Pflegepersonal. Täglich lesen wir in den Medien von Überstunden, geschlossenen Abteilungen und weiteren Notständen. Welche Fachrichtungen sind betroffen? Wie wird sich dieser Zustand akzentuieren? Welche Massnahmen wären sinnvoll?

image

Note 3: Medizinstudentin forderte vor Gericht erneute Prüfung

Eine Medizinstudentin der Universität Zürich verlangte vor Bundesgericht vergeblich eine erneute Prüfung, nachdem sie zweimal eine ungenügende Note erhalten hatte.

image

Pflege: Anzahl Studienbeginner gerät ins Stocken

Im vergangenen Jahr ist die Anzahl der Ausbildungsbeginner bei den Pflegefachleuten an Höheren Fachschulen im Vergleich mit dem Vorjahr zurück gegangen.

Vom gleichen Autor

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.

image

Wer will bei den Helios-Kliniken einsteigen?

Der deutsche Healthcare-Konzern Fresenius sucht offenbar Interessenten für den Privatspital-Riesen Helios.