Ärztinnen werden eher mit Pflegepersonal verwechselt

Ärztinnen haben laut einer Studie mit Vorurteilen zu kämpfen. Denn Patientinnen und Patienten halten Medizinerinnen in weissen Kitteln häufig als Pflegepersonal oder medizinische Fachangestellte.

, 16. August 2021 um 12:53
image
  • ärzte
  • gender
  • pflege
  • forschung
Menschen ziehen weisse Kittel bei Ärztinnen und Ärzten vor. Dies zumindest zeigt eine aktuelle Umfrage aus den USA. Demnach wurden Medizinerinnen und Mediziner in weissen Kitteln als erfahrener und professioneller wahrgenommen. Den rund 500 Teilnehmenden wurden eine Reihe von Bildern mit Modellen in weissen Kitteln oder legerer Bekleidung wie Fleece- oder Softshell-Jacken vorgelegt.
So wurden Personen im weissen Kittel auf einer Skala von eins bis sechs mit 4,9 Punkten als erfahrener bewertet als diejenigen in Alltagskleidung (3,1). Bei der Professionalität gab es für weisse Kittel 4,9 Punkte, für Fleece- bzw. Softshelljacke nur 3,2 bzw. 3,3 Punkte. Und sogar bezüglich Freundlichkeit schnitt der weisse Kittel besser ab.

Ärztinnen haben mit Vorurteilen zu kämpfen

Frauen wurden gemäss Umfrage zudem unabhängig von der Bekleidung als weniger professionell eingeschätzt als Männer. Die Umfrageteilnehmer waren im Schnitt 36 Jahre alt. Rund die Hälfte davon waren Frauen.
Die Studie verdeutlicht auch, dass geschlechtsspezifische Vorurteile in der Wahrnehmung von Ärztinnen und Ärzten bestehen. Denn Männer wurden eher als Ärzte identifiziert. So wurden Ärztinnen häufiger als Ärzte für Medizintechniker, medizinische Fachangestellte oder Pflegepersonal gehalten.

Legere Arztkleidung wird beliebter

Ob diese Resultate auch auf andere Länder wie der Schweiz zu übertragen sind, müsste erst überprüft werden. Denn die Studie spiegelt die Wahrnehmung US-amerikanischer Teilnehmer wider. Eher klar ist hingegen, dass der Trend, auf den traditionellen Kittel zu verzichten, wohl aus mehreren Gründen weiter an Popularität gewinnen wird.

Helen Xun et al. «Public Perceptions of Physician Attire and Professionalism in the US», in: «Jama Network Open». Juli 2021
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Pflege: Fatales Signal aus den USA

Die Regierung in Washington streicht Nursing aus der Liste der höheren Abschlüsse.

image

Solothurn: Brücke in den Schweizer Pflegealltag

Ein gemeinsames Programm der Solothurner Spitäler und der Volkshochschule soll ausländischen Pflegefachkräften den Einstieg erleichtern. Es kombiniert Sprachförderung, Weiterbildung und praktische Einsätze.

image

«Ich verstehe die Ungeduld der 200'000 Pflegefachleute im Land»

Heute gehen Pflegekräfte in Bern auf die Strasse: Sie fordern die konsequente Umsetzung der Pflegeinitiative. Auch GLP-Nationalrat und Pflegefachmann Patrick Hässig ist dabei.

image

Sektionen des Pflegefach-Berufsverbands lösen sich auf

Mit etwas Wehmut nehmen die bisherigen regionalen Sektionen des Berufsverbands Abschied. Ab nächstem Jahr gibt es nur noch eine gesamtschweizerische Organisation.

image

Die meistzitierten Medizin-Forscher in der Schweiz

Besonders in Onkologie, Immunologie und Pharmakologie finden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Schweiz weltweit Beachtung.

image

ETH Zürich: Mikroroboter bringt Medikamente direkt ins Gehirn

ETH-Forschende haben einen magnetisch steuerbaren Mikroroboter entwickelt, der auch in komplexe Gefässstrukturen vordringt. Das System bringt Medikamente präzise an den Zielort – und löst sich danach auf.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.