Soforthilfe für die Kinder- und Jugendpsychiatrie

Eine Folge der Pandemie-Massnahmen: Der Kanton Zürich subventioniert die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung mit knapp 8 Millionen Franken.

, 10. Juni 2021 um 12:31
image
  • spital
  • psychiatrie
  • kinder- und jugendpsychiatrie
Die Zürcher Gesundheitsdirektion und die psychiatrischen Kliniken haben ein Massnahmenpaket ausgearbeitet. Damit will der Regierungsrat die angespannte stationäre und ambulante Grundversorgung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sicherstellen. Kinder und Teenager mit einer psychischen Erkrankung sollen rascher behandelt werden können, so das Ziel.
Zur sofortigen Entlastung der aktuell überlasteten Angebote werden zusätzliche stationäre und ambulante Kapazitäten bereitgestellt. Dafür stellt der Regierungsrat laut einer Mitteilung Gelder im Umfang von maximal 7,9 Millionen Franken zur Verfügung. Für die zusätzlichen stationären Leistungen werden 5 Millionen Franken gesprochen; für die ambulanten Massnahmen sind die ungedeckten Kosten knapp 2,9 Millionen Franken.
image

Starke Zunahme der Suizidversuche

Der auf die Pandemie zurückzuführende zusätzliche Bedarf an psychiatrischer Versorgung könne mit den bestehenden Kapazitäten nicht mehr bewältigt werden, begründet die Regierung diesen Schritt. Auch die letztes Jahr bereits aufgegleisten Massnahmen wie etwa mehr «Hometreatment-Angebote» konnten die Versorgungsengpässe und die Überlastung nicht verhindern.
Corona hat laut Mitteilung die seit einigen Jahren steigende Nachfrage an kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung markant verstärkt. Denn Kinder und Teenager sind gemäss Studien durch die Pandemie getroffenen Massnahmen besonders stark psychisch belastet. Dies zeige sich auch in der Praxis: So gebe es im Kanton eine starke Zunahme von Kindern und Jugendlichen, die im Rahmen von Suizidversuchen auf den Notfallstationen behandelt werden müssten. 
Massnahmenpaket:
  1. Die Modellstation Somosa wird als Spezialklinik vorübergehend stationäre Plätze für «reguläre» jugendpsychiatrische Aufenthalte zur Verfügung stellen.
  2. Zur bestmöglichen Versorgung von Jugendlichen auf den Erwachsenenstationen wird der Transfer von Fachwissen intensiviert: mit einem temporären Austausch von Pflegefachmitarbeitenden von betroffenen Erwachsenenstationen und Jugendstationen. Zusätzlich wird ein interdisziplinärer Konsiliardienst für erwachsenenpsychiatrische Stationen anderer Kliniken im Kanton Zürich aufgebaut.
  3. Die Integrierte Psychiatrie Winterthur – Zürcher Unterland kann ein bestehendes Gebäude in eine zusätzliche Jugendstation mit Platz für 16 zusätzliche Patientinnen und Patienten umwandeln. Die Station soll spätestens am 1. November 2021 eröffnet werden.
  4. Das Kantonsspital Winterthur (KSW) wird voraussichtlich ab 1.Januar 2022 sein bestehendes stationäres Angebot in der Psychosomatik für Kinder und Jugendliche erweitern können.
  5. Die PUK plant, ein niederschwelliges Kriseninterventionszentrum mit Platz für sechs Jugendliche aufzubauen. Ziel ist es, dieses Mitte 2022 zu eröffnen.
  6. Zurzeit bestehen im Sozialpädiatrischen Zentrum des KSW sowie in den Ambulatorien für Kinder und Jugendliche der PUK räumliche Kapazitäten, um den Personalbestand umgehend um insgesamt etwa 750 Stellenprozente auszubauen und die Ambulatorien so zu entlasten. Es ist davon auszugehen, dass diese Massnahme bis Ende 2022 auch in weiteren Kliniken umgesetzt werden kann.
  7. Zusätzlich wird das von der PUK geplante Kriseninterventionszentrum für Jugendliche auch ambulante und tagesklinische Intensivbehandlungen anbieten, damit die niederschwellige Aufnahmefähigkeit gewährleistet werden kann.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Spital Samedan prüft Zusammenschluss mit Kantonsspital Graubünden

Die Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin untersucht zwei strategische Wege in eine nachhaltige Zukunft.

image

Kantonsspital Aarau: Mehr Betten im Neubau

Wegen einer «unverändert hohen Patientennachfrage» plant das KSA nun doch mehr Betten.

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Patricia Kellerhals wird CEO von Triaplus

Die ehemalige UPD-Präsidentin übernimmt im September die operative Leitung der integrierten Psychiatrie von Uri, Schwyz und Zug.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.