Joseph Rohrer: «Transparenz-Druck für Spitäler nimmt zu»

Der Präsident der neuen Insel-Gruppe erklärt in einem Interview, warum das Inselspital weiter Kosten senken muss und wie die Gruppe gleichzeitig wachsen will.

, 4. Januar 2016 um 09:30
image
  • joseph rohrer
  • kanton bern
  • spital
  • insel gruppe
Durch die Straffung von Prozessen und Abläufen hat das Inselspital in den vergangenen Jahren wiederkehrend 60 Millionen Franken eingespart. Dies meldet Joseph Rohrer, der Präsident des Verwaltungsrates, in einem Interview mit der Zeitung «Der Bund». 
Gemeint seien dabei nicht jene Prozesse, «die am Patienten durchgeführt werden, sondern solche, die im Hintergrund ablaufen.» Rohrer nennt zum Beispiel bessere Konditionen bei Einkäufen.
Auch künftig will die neu geschaffene Insel-Gruppe weiter Kosten senken. Damit wolle man die Neubauten im Umfang von rund 750 Millionen Franken finanzieren. «Durch die Neubauten werden wir gute Voraussetzungen haben, um die Arbeitsabläufe noch effizienter zu gestalten.» Mit dem Überschuss können wir dann die Bauprojekte finanzieren.

«Es kann ein Verdrängungskampf entstehen»

Auf der anderen Seite erwartet Rohrer eine Steigerung der Einnahmen, indem mehr und schwerere Fälle behandelt werden. «Wir müssen wachsen, und dies vor allem im Bereich der Behandlung schwerer Erkrankungen», so der 60-jährige Spitalmanager. Als Unispital müsse «die Insel» deshalb auch vermehrt ausserkantonale Patienten nach Bern holen.
Das sehen andere Spitäler bekanntlich ähnlich. Durch das neue KVG und die neue Spitalfinanzierung kann laut Rohrer ein Verdrängungskampf entstehen: «Das ist aber ein Thema der Politik.»

Höhere Tarife – mehr Transparenz

Die Zukunft liegt für ihn im ambulanten und teilstationären Bereich. «Wir werden alles daran setzen, künftig höhere Tarife zu erhalten.» Ohne Erhöhung gehe es nicht: «Wir bilden Leute aus, betreiben Forschung – und wir müssen international Spitze sein.» Sonst kommen die besten Mediziner nicht mehr nach Bern, so der Spitalpräsident.
Klar ist für Rohrer auch, dass es für den Durchschnittsbürger zurzeit zu wenig Informationen gibt. «Der Druck auf die Spitäler, Transparenz zu schaffen, wird zunehmen.» Rohrer ist überzeugt, dass die Spitäler und Ärzte zum Schluss kommen, dass mehr Transparenz gut ist. «Wir müssen ein System finden, das den Patienten objektiv informiert.»
Seit 1. Januar 2016 sind Inselspital und Spital Netz Bern juristisch zur Insel-Gruppe zusammengewachsen (mehr dazu hier)
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Todesfall vor geschlossener Notaufnahme: Ermittlungen eingestellt

Im Jahr 2020 verstarb eine Person vor der Notaufnahme des Freiburger Spitals in Tafers, die zu war. Doch selbst bei geöffneter Station hätte das medizinische Team die Patientin nicht retten können.

image

Das ist der neue Chefarzt der Berner Herzchirurgie

Alexander Kadner, langjähriger Kaderarzt der Insel Gruppe, wird neuer Chefarzt an der Berner Universitätsklinik für Herzchirurgie.

image

Solothurner Spitäler müssen neuen CEO suchen

Die Solothurner Spitäler stehen vor der Aufgabe, einen neuen CEO zu finden. Martin Häusermann beabsichtigt, im nächsten Jahr von seinem Amt zurückzutreten.

image

Spitalschliessung sorgt auch bei Hausärzten für Unmut

Es besteht die Befürchtung, dass der Mangel an Hausärzten in der Grundversorgung durch die Schliessung der Berner Spitäler Tiefenau und Münsingen weiter verschärft wird.

image

Swiss Medical Network: Eigentümer im Visier der Börsenaufsicht

Die Schweizer Börse hat eine Untersuchung gegen die Beteiligungsgesellschaft Aevis Victoria eröffnet, zu der auch die Privatklinik-Gruppe Swiss Medical Network gehört. Es geht um börsenkursrelevante Tatsachen.

image

«Gewalt findet oft unter dem Radar statt»

Eine Umfrage von Medinside zeigt: verbale und körperliche Gewalt in Schweizer Spitälern nimmt weiter zu, Zahlen werden jedoch kaum erfasst.

Vom gleichen Autor

image

Warum Medizinstudierende im Studium ihre Empathie verlieren

Im Laufe eines Studiums nimmt offenbar das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten ab. Dies zeigt eine neue Studie.

image

Berner Arzt hat Aufklärungspflicht doch nicht verletzt

Im Fall einer Nasen-OP mit Komplikationen verneint das Bundesgericht eine Pflichtverletzung eines Berner HNO-Arztes. Die Vorinstanzen haben noch anders entschieden.

image

Warum hunderte Pflegekräfte derzeit «Rücktrittsschreiben» verfassen

Eigentlich möchten viele Pflegefachpersonen ihrem Beruf gar nicht den Rücken kehren. Doch das System zwingt sie dazu, wie eine aktuelle Kampagne in den USA exemplarisch zeigt.