Ist Schweizer Impf-Nasenspray bald testreif?

Forscher wollen zusammen mit dem Basler Biotechunternehmen Rocketvax einen neuen Impfstoff testen. Er kann auch als Nasenspray verabreicht werden.

, 16. März 2022 um 12:56
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Es könnte bald einen Schweizer Corona-Impfstoff geben: Forscher aus Bern, Genf, Berlin (D) und Riems (D) haben zwei Impfstoffkandidaten gegen SARS-CoV-2 entwickelt. Medinside berichtete hier darüber.

Vorbereitung zu ersten Tests

Nun arbeiten die Wissenschaftler mit dem Basler Biotechunternehmen Rocketvax  zusammen und bereiten die ersten klinischen Studien vor. Es handelt sich um Impfstoffe der zweiten Generation.
Das Team von Volker Thiel, Virologe an der Universität Bern und am Institut für Virologie und Immunologie IVI, ist daran, einen abgeschwächten Lebendimpfstoff zu entwickeln. Das ist eine Form des Virus, die nicht krank macht, aber dennoch eine Immunantwort hervorruft. Solche Lebendimpfstoffe werden auch bei der Masernimpfung benutzt.

Impfen durch die Nase

Die beiden neuen Impfstoffkandidaten sollen auch bei neuen Virusvarianten aktiv werden, weil sie alle Virusproteine beinhalten und nicht nur das Spike-Protein. Den künftigen Impfstoff soll es als Nasensprays geben. Er muss nicht gekühlt werden
Derzeit müssen die Forscher die Impfstoffkandidaten aber noch genauer charakterisieren, um besser zu verstehen, warum die Viren abgeschwächt und warum sie immunogen sind.

Dreijährige Forschungsvereinbarung mit Rocketvax

Zu diesem Zweck hat das schweizerisch-deutsche Forschungsteam eine dreijährige Forschungsvereinbarung mit dem Basler Biotechunternehmen Rocketvax unterzeichnet. Beteiligt sind die Virologie- und Immunolgie-Institute der Universität Bern, der Universität Genf, der Freien Universität Berlin und des Friedrich-Löffler-Instituts.
Die ersten Entwicklungsschritte der Impfstoffkandidaten wurden im Rahmen eines Projekts im Nationalen Forschungsprogramm (NFP) 78 des Schweizerischen Nationalfonds (siehe unten) gemacht. Da dieses Programm im Herbst ausläuft, ist ein Unterstützungs-Gesuch bei Innosuisse, der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung, in Arbeit. Sind die klinischen Studien erfolgreich, sollte die Schweiz selber einen Impfstoff herstellen und verkaufen können.

Das Nationale Forschungsprogramm «Covid-19» NFP 78

Das Nationale Forschungsprogramm Nummer 78 wird  vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanziert. Es soll neue Erkenntnisse zu Covid-19 liefern und unter anderem helfen, Impfstoffe und Behandlungen zu entwickeln.
Die Forschung im NFP 78 startete im Herbst 2020 und dauert bis diesen Herbst. Das Programm verteilt 20 Millionen Franken Forschungsgeld. Aus den 190 eingereichten Gesuchen wählte der SNF 28 Forschungsprojekte aus.
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