Neue Doktortitel für Gesundheits-Berufe

Die Uni Zürich und die ZHAW schaffen einen akademischen Anschluss für Gesundheitsberufe – in drei Jahren zum «Dr. sc. med.» So können auch Physiotherapeuten, Hebammen und Ergotherapeutinnen promovieren.

, 22. Dezember 2017 um 09:25
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Anders als im Ausland können Gesundheitsfachleute, die an einer Schweizer Fachhochschule studiert haben, kein Doktorat an einer heimischen Universität absolvieren. Wollen Ergotherapeutinnen, Hebammen oder Physiotherapeuten promovieren, mussten sie bislang ihr Doktorat an einer ausländischen Hochschule oder Universität erlangen.

Programm ab sofort offen

Einzig in den Pflegewissenschaften ist es möglich, in der Schweiz zu promovieren. Nun werden auch die Fachhochschul-Gesundheitsberufe Ergotherapie, Hebammen und Physiotherapie aufgewertet. 
Die Medizinische Fakultät der Universität Zürich (UZH) hat zusammen mit dem ZHAW-Departement Gesundheit das Doktoratsprogramm «Care and Rehabilitation Sciences» entwickelt, das den Masterabsolventen aller Fachhochschulen Gesundheit in der Schweiz ab sofort offen steht. 

Gegen Fachkräftemangel

Für Andreas Gerber-Grote, Direktor des ZHAW-Departemtens Gesundheit, schliesst sich damit eine Lücke in der Nachwuchsförderung: «Mit dem neuen Doktoratsprogramm können unsere Master-Absolventinnen an der Universität Zürich einen Doktortitel erwerben und sich damit für Forschungs- und Dozentenstellen in den Gesundheitsberufen qualifizieren», wird er in einer Mitteilung zitert. «Das macht die Gesundheitsberufe weiter attraktiv und wirkt nicht zuletzt dem Fachkräftemangel entgegen.»

Forschung und Interprofessionalität

Neben der Nachwuchsförderung soll mit dem Programm auch die Forschung in den Gesundheitsberufen gestärkt werden. Der Fokus liegt bei der Prävention, der ambulanten oder stationären Versorgung, der Rehabilitation und der Verbesserung von Interventionen und Therapien. 
Die Universität Zürich streicht die Bedeutung der Interprofessionalität hervor: «Mit dem Einbezug von Medizin und Gesundheitsberufen in einer umfassenden Forschung über den gesamten Patientenweg ergeben sich vielfältige Perspektiven für neue, patienten-zentrierte Forschungsansätze», sagt Claudia Witt, Professorin und Prodekanin Interprofessionalität der Medizinischen Fakultät der UZH.

Der Weg zum «Dr. sc. med.»

Das Doktoratsprogramm «Care and Rehabilitation Sciences» besteht aus Pflicht- und Wahlmodulen im Rahmen von mindestens 16 ECTS-Punkten, aus der eigentlichen Forschungsarbeit und der Promotionsprüfung. Es dauert Vollzeit in der Regel mindestens drei Jahre. 
Voraussetzung für die Bewerberinnen und Bewerber von den Fachhochschulen ist ein Masterabschluss in einem Gesundheitsberuf nach dem Schweizer Gesundheitsberufegesetz oder aber ein universitärer Masterabschluss, der zum Beispiel nach einem Fachhochschul-Bachelor mit Passerelle erlangt wird. 
Ein Masterabschluss mit 90 ECTS-Punkten bedarf einer Nachqualifikation im Umfang von 30 ECTS-Punkten an einer Schweizer Universität oder ETH. Wird das Programm erfolgreich absolviert, verleiht die Medizinische Fakultät der Universität Zürich den Titel Dr. sc. med.
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