Hirslanden-CEO Daniel Liedtke entschuldigt sich

Die Privatklinik war mit der Impfung von Mediclinic-Hauptaktionär Johann Rupert zu wenig sensibel, sagt Daniel Liedtke. Er versteht die Kritik.

, 22. Januar 2021 um 16:32
image
  • hirslanden
  • spital
  • coronavirus
  • impfung
  • johann rupert
Die Hirslanden-Gruppe wurde vom Kanton Thurgau mit der Aufgabe betraut, das Corona-Impfzentrum in Frauenfeld aufzubauen. Dabei zählte Hirslanden-Besitzer Johann Rupert zu den zwölf Testpersonen für die Pilotimpfungen im Spital Münsterlingen. Dies schlägt hohe Wellen und sorgt vielerorts für Unverständnis, wie Medinside berichtet hat. 
Nun räumt Daniel Liedtke Fehler ein: Der CEO der Privatklinikgruppe entschuldigt sich in einem Schreiben bei der Bevölkerung. Aber auch beim zuständigen Gesundheitsdirektor Urs Martin, der vor seinem Antritt für die Spitalgruppe im Bereich Public Affairs arbeitete. Er habe von der Personalie nichts gewusst. 

Daniel Liedtke übernimmt die Verantwortung

«Wir haben hier Fehler begangen, für die ich persönlich als CEO der Hirslanden-Gruppe geradestehe», ist im Schreiben zu lesen (siehe unten). Die Hauptverantwortung liege bei ihm, das sei seine Aufgabe und diese nehme er ausdrücklich wahr.
Hirslanden habe unterschätzt, so Liedtke weiter, welche «Symbolkraft» mit der Impfung eines vermögenden Patienten verbunden sei. Der «Überlegungsfehler» wiege umso schwerer, als Rupert Miteigentümer der Gruppe sei. Damit sei unweigerlich der Eindruck entstanden, die Privatklinik hätte ihn «privilegiert» behandelt.

Rupert wollte ein Zeichen setzen

Es wäre rückblickend betrachtet jedoch klüger gewesen, Johann Rupert zu empfehlen, sich über seinen Arzt für die ordentliche Impfung im Kanton Genf anzumelden, wo er wohnt. Hirslanden werde den Behörden des Kantons Thurgau in jedem Fall sämtliche Fragen, die sich möglicherweise noch stellen werden, im Detail beantworten.
Der südafrikanische Besitzer der Spitalkette hatte gemäss Liedtke bereits am 24. Dezember 2020 angefragt, ob die Klinik eine Möglichkeit sähe, ihn als Risikopatient impfen zu lassen. Vergeblich, da der offizielle Impfstart noch ausstehend war. Der Milliardär leidet an einer Herzkrankheit, hat Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht. Seine Absicht war es offenbar auch, mit seiner Impfung ein Zeichen für die Mitarbeitenden seiner Unternehmen in der Schweiz zu setzen und sie zur Impfung zu ermuntern, wie der Hirslanden-CEO schreibt.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

image

Gilles Rufenacht wird CEO der Hirslanden Gruppe

Gilles Rufenacht ist derzeit Generaldirektor des Genfer Flughafens. Bis zum Sommer 2024 leitete er die Hirslanden-Kliniken des Grangettes und La Colline in Genf.

image

Eine Zusammenarbeit, vernetzt wie das Gefässsystem

Wie in den meisten anderen medizinischen Fachbereichen setzt das Spital Lachen auch in seinem Gefässzentrum auf eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie garantiert den Patientinnen und Patienten eine professionelle und ganzheitliche Diagnostik, Behandlung und Nachbehandlung.

image

Ressourceneffizienz bei Schweizer Spitälern

Interview von Unite mit Andrea Raida M.Sc., Projektleiterin Health Care Logistics am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, über Ergebnisse des Forschungsprojekts «Green Hospital»

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.