Heilmittelkriminalität: Es geht um Regeneration-Präparate

Das gestern vermeldete Verfahren von Swissmedic richtet sich offenbar gegen eine Klinik in Kilchberg und eine Stammzellen-Firma im Thurgau.

, 30. September 2015 um 07:49
image
Gestern wurde es vermeldet: Swissmedic liess an sechs Standorten in der Deutschschweiz Hausdurchsuchungen durchführen, involviert waren Polizeibehörden in Zürich, Thurgau und Aargau sowie in Italien; drei Personen wurden in Haft genommen.
Sie stehen im Verdacht, illegal Arzneimittel hergestellt, in Verkehr gebracht und in der Schweiz und Italien angewendet zu haben. Die Verdächtigten hätten damit die Gesundheit von Patientinnen und Patienten gefährdet, so die Mitteilung von Swissmedic

Präparate aus menschlichen Zellen

Worum geht es? Der «Tages-Anzeiger» fand heraus, dass die Seegarten-Klinik in Kilchberg ZH im Zentrum der Affäre steht. Das Haus hat sich spezialisiert auf Therapie und Prävention chronischer Beschwerden und Krankheiten, ferner auf Better Aging, wobei es sich zur integrativen Medizin zählt. Die Klinik bietet aber auch klassische Hausarzt-Medizin an.
Die Klinik sei am Montag früh durchsucht worden – wegen des erwähnten Verdachts auf die illegale Herstellung, den Handel und die Anwendung von Arzneimitteln. Wie ein Swissmedic-Sprecher bekanntgab, geht es um eine Therapie, bei der Präparate aus menschlichen Zellen hergestellt und als Medikament eingesetzt werden. Produziert worden seien die Mittel von dem auf Stammzellen spezialisierten Unternehmen  Med Cell Europe in Münchwilen (Thurgau).

  • «Zürcher Klinik spritzte illegal Fett-Präparate», in: «Tages-Anzeiger» / Newsnetz

In Visier scheint eine Therapie im Regenerations-Bereich, bei der dem Patienten Zellen aus dem Fettgewebe entnommen werden; diese werden dann zu einem zellfreien Extrakt verarbeitet, das wiederum die Regeneration stimulieren soll. Eine Frage könnte also sein, ob der Extrakt nicht nur an die gleichen Patienten zurückinjiziert, sondern auch an Dritte verabreicht wurde.
Alle Verfahrensbeteiligten haben als unschuldig zu gelten. «Wir haben absolut keine Ahnung, worum es geht», sagte die Tochter des Klinikleiters gegenüber dem «Tages-Anzeiger». «Wir sind uns keiner Verstösse gegen das Heilmittelgesetz bewusst.» Die Partnerfirmen, mit denen man zusammenarbeite, hätten Bewilligungen für ihre Tätigkeit.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Auch die Bündner Regierung baut einen Rettungsschirm für Spitäler

Die Überlegung: Die Spitäler verdienen zu wenig. Zugleich sind sie nicht kreditwürdig. Also muss der Kanton einspringen.

image

Stadtspital Zürich legt IT, Beschaffung und Betrieb zusammen

In der Folge gibt es auch zwei neue Mitglieder der Spitalleitung.

image

Psychiatrie-Zentrum Engadin / Südbünden zieht ins Spital Samedan

Die heutigen PDGR-Standorte in Samedan und St. Moritz werden aufgelöst.

image

Spital Samedan prüft Zusammenschluss mit Kantonsspital Graubünden

Die Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin untersucht zwei strategische Wege in eine nachhaltige Zukunft.

image

Kantonsspital Aarau: Mehr Betten im Neubau

Wegen einer «unverändert hohen Patientennachfrage» plant das KSA nun doch mehr Betten.

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.