Hebammen und Therapeuten arbeiteten oft gratis

Ein Grossteil der Ergotherapeutinnen oder Hebammen beraten und betreuen während der Corona-Pandemie auf Distanz. Doch nicht alle sind damit zufrieden.

, 11. Februar 2021 um 09:10
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80 Prozent der Hebammen sowie rund 68 Prozent der Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten arbeiteten während dem Lockdown im Frühling über digitale Kanäle weiter: Mail, Chats und Videotelefonie. Dies zeigt die Studie «Resources and barriers of health care at a distance» der ZHAW-Institute für Ergotherapie und für Hebammen.
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ZHAW

Hebammen weniger zufrieden

Zwei Drittel der Ergotherapeutinnen und -therapeuten bewerteten die Versorgung auf Distanz dabei als positiv oder mehrheitlich positiv. Für die Studienautoren ist es überraschend, «dass viele Ergotherapeutinnen die Arbeit auf Distanz so positiv beurteilt haben.» Angesichts der fehlenden Vorbereitungszeit und Schulungen für den professionellen Umgang mit digitalen Kanälen habe man mit einem negativeren Urteil gerechnet.
Bei den Hebammen fiel das Urteil deutlich negativer aus: Knapp 40 Prozent bewerteten die Arbeit über digitale Kanäle als positiv oder eher positiv, über 57 Prozent dagegen als negativ oder mehrheitlich negativ. Ein Grund für die negativere Beurteilung könnte die ständige Verfügbarkeit sein, etwa über Whatsapp. Auch die im Vergleich zur Ergotherapie eher kürzeren Beziehungen zu den Klientinnen könnten erklären, weshalb Hebammen digitale Kanäle als weniger geeignet für ihre Arbeit beurteilten.

Was Hebammen und Ergotherapeuten bemängeln

Die über 1'200 Studienteilnehmenden aus beiden Berufen äusserten sich weiter zur Frage der Rückerstattung durch die Krankenkassen: Lediglich 17 Prozent gaben an, die Kosten vollumfänglich vergütet bekommen zu haben, 56 Prozent erhielten eine Teilvergütung und 12 gaben an, keine Rückerstattung erhalten zu haben. Der Rest machte keine Angaben zur Vergütung. 
«Viele haben gratis gearbeitet, weil sie die Arbeit nicht oder nur teilweise verrechnen konnten», sagt Brigitte Gantschnig, die Co-Projektleiterin der Studie und Leiterin der Forschungsstelle Ergotherapie an der ZHAW. Während des Lockdowns hätten die Krankenkassen die Kosten für gewisse Versorgungsdienstleistungen auf Distanz zwar übernommen – aber nur, wenn diese über bestimmte Kanäle erfolgten. «So wurden in der Ergotherapie zwar Video-Telefonate vergütet, nicht aber normale Telefongespräche.»

Datenschutz ist unklar

Die fehlende Vergütung durch die Krankenkassen ist denn auch jener Aspekt der Versorgung über digitale Kanäle, zu dem sich die meisten der befragten Hebammen und Ergotherapeutinnen mehr Informationen und Unterstützung wünschten. Aber auch bei Themen wie gesetzliche Grundlagen, Datenschutz oder Methoden und Anwendungen orten die Fachkräfte Unterstützungsbedarf und entsprechende Weiterbildungen.


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