Harvard-Forscher drucken erstmals Herz auf Chip

Das «Herz-auf-einem-Chip» soll medizinische Forschung erheblich erleichtern. Und vielleicht eines Tages Tierversuche überflüssig machen.

, 27. Oktober 2016 um 08:55
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Wissenschaftlern der Universität Harvard ist es gelungen, erstmals ein komplett 3D-gedrucktes Herz auf einem Chip zu fertigen. Mit speziellen Sensoren ist es nun machbar, zu messen, wie stark das gebaute Herz unter bestimmten Einflüssen schlagen würde. 
Möglich macht das «Heart-on-a-Chip» (Herz-auf-einem-Chip) ein digitaler Fertigungsprozess mit speziellen 3D-Druck-Tinten, wie die «Harvard Zeitung» berichtet. Die Tinten sollen die Herstellung gedruckter Organe gegenüber bisher gebräuchlichen Methoden deutlich erleichtern.

«An die Grenzen des 3D-Drucks»

«Der neue programmierbare Zugang zum Bau von Organen-auf-Chips lässt uns nicht nur leicht das System-Design abändern und durch integrierte Sensoren anpassen, sondern erleichtert massiv das Datensammeln», sagtJohan Ulrik Lind, einer der Studienautoren.
«Indem wir verschiede funktionelle Materialien entwickeln und in gedruckten Geräten integrieren, gehen wir an die Grenzen des 3D-Drucks», erklärt Jennifer Lewis, Professorin für Bioinspirierte Technik in Harvard.

Alternative für Tierversuche

Der jetzt in «Nature Materials» vorgestellte Ansatz soll es erleichtern, Daten für diverse Forschungszwecke zu sammeln. Dies könnte so auf Dauer auch Tierversuche unnötig machen.
Eine Weiterentwicklung des Chips könnte also dazu führen, dass die Forschung bald nicht mehr auf Tierversuche angewiesen ist, unter anderem bei Medikamententests.

Johan U. Lind et al. «Instrumented cardiac microphysiological devices via multimaterial three-dimensional printing», in: «Nature Materials», Oktober 2016.

Siehe auch:
«Organ-on-Chips» aus dem 3D-Drucker können Tierversuche ersetzen. 3D-Grenzenlos. 
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