Gewerkschaft fordert verbindliche Arbeitsbedingungen

Der Gewerkschaft Syna sind die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen zu wenig stark reglementiert. Sie fordert deshalb einen Gesamtarbeitsvertrag.

, 25. September 2019 um 15:03
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Die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen müssten dringend geregelt werden, sonst lasse sich das Problem der fehlenden Fachkräfte nicht lösen. Das fordert die Gewerkschaft Syna gemäss einer Mitteilung. Sie will möglichst schnell einen nationalen Gesamtarbeitsvertrag mit verbindlichen Arbeitsbedingungen für Langzeitpflege und Spitex. 
Es sind derzeit über 550 000 Angestellte im Gesundheitswesen tätig. Doch die Branche hat keine schweizweit gültigen Arbeits- und Lohnbedingungen. Die Gewerkschaft kritisiert, dass die Lage in der Langzeitpflege und in der Spitex besonders prekär sei. 

«Wüssten das die Kundinnen und Kunden...»

Die meisten privaten Anbieter könnten nur Gewinn machen, indem sie die Personalkosten senken. «Zahlreiche profitorientierte Spitexdienste arbeiten zudem mit fragwürdigen Geschäftsmodellen und garantieren keine gesetzeskonformen Arbeitsbedingungen. Wüssten die Kundinnen und Kunden der Spitex, unter welch widrigen Umständen manch nette Spitexangestellte arbeiten muss, sie wären wohl nicht damit einverstanden, trotzdem so viel für die Dienstleistung zu zahlen», schreibt die Gewerkschaft.
Als gutes Beispiel hebt die Syna den Kanton Waadt hervor: Alle Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen, die öffentliche Gelder erhalten oder über die Krankenkasse Leistungen abrechnen, müssen sich bei den Arbeitsbedingungen an den kantonalen GAV oder die kantonalen Vorschriften für private Heimpflegeorganisationen halten. 

Viele Angestellte halten den Druck nicht aus

Anders in der übrigen Schweiz. Entsprechend hoch sei die Personalfluktuation. Noch schlimmer sei, dass viele Angestellte ganz aus dem Pflegeberuf aussteigen, weil sie sich dem Druck nicht mehr aussetzen wollen oder können. 
Professionell Pflegende hätten einen hohen ethischen Anspruch an ihre Berufsausübung. Tod und Leid mitzuerleben, bedeute an sich schon eine hohe Belastung. Aber dazu noch ständig unter Zeitdruck zu stehen und sich nicht so um die Patientinnen und Patienten kümmern zu können, wie es der Berufsstolz eigentlich verlangte, führe bei vielen zu einem Gefühl des Ausgebrannt-Seins. 

Verbände und Versicherer sollen mithelfen

Für die Gewerkschaft gibt es deshalb nur eine Lösung: Sie fordert die Verbände Spitex Schweiz, Verband privater Spitex-Organisationen und Curaviva auf, für sozialpartnerschaftlich ausgehandelte Arbeitsbedingungen zu sorgen und gemeinsam mit den Gewerkschaften einen  national gültigen Gesamtarbeitsvertrag auszuhandeln. 
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