Von verbalen Übergriffen bis zu Todesdrohungen, Suizidankündigungen oder Stalking: Die Mitarbeitenden des
Universitätsspitals Zürich (USZ) müssen sich einiges gefallen lassen. Seit 2014 haben sich gemäss Claudio Leitgeb, Bereichsleiter Sicherheit und Umwelt, rund 60 Fälle ereignet, in denen das Bedrohungsmanagement-Team eingreifen musste.
In einem grossen Betrieb wie dem USZ mit über 8'000 Mitarbeitenden und einer hohen Patienten- und Besucherfrequenz sowie einem sehr emotionalen Umfeld bestehe ein erhöhtes Risiko für Bedrohungen. So kann es Angehörigen schwerfallen, den Tod eines Patienten zu verarbeiten. Sie suchen nach Schuldigen und sprechen Drohungen aus.
«Gewalttaten geschehen selten aus heiterem Himmel. Gerade schwere Fälle kündigen sich oft durch eine lange Vorgeschichte an, und der Täter spricht meistens bereits im Vorfeld Drohungen aus oder verhält sich auffällig», sagt Claudio Leitgeb.
Eskalation verhindern
Das USZ hat darum im Jahr 2014 ein Bedrohungsmanagement eingeführt. Ziel ist es, bedrohliches Verhalten gegenüber den Mitarbeitenden frühzeitig zu stoppen und so eine Eskalation zu verhindern.
Das Bedrohungsmanagement-Team ist rund um die Uhr über die Alarmzentrale des USZ Sicherheitsdienstes erreichbar. Es handelt sich um eine interdisziplinäre Gruppe mit Vertretern aus den Bereichen Sicherheits- und Rechtsdienst, Pflege, Psychiatrie und Human Resources Management. Wenn Mitarbeitende melden, dass sie sich bedroht fühlen, tritt die Gruppe zusammen und leitet die notwendigen Massnahmen ein.
Jederzeit einsatzbereit
Nun wurde das USZ als erstes Unternehmen in Europa für sein Bedrohungsmanagement zertifiziert. Verliehen wird das Zertifikat vom Europäischen Fachverband für Bedrohungsmanager
(Association of European Threat Assessment Professionals AETAP). Er ist einer von weltweit vier Verbänden, die Fachpersonen, Institutionen und Unternehmen zertifizieren.
Zum Bedrohungsmanagement des USZ gehören unter anderem die lückenlosen Dokumentation der Abläufe, die Organisation eines jederzeit einsatzbereiten Bedrohungsmanagement-Teams mit internem und externem Netzwerk wie Polizei sowie ein Fallmanagement mit Bedrohungsanalyse.
Andrea Wechlin, Vorstandsmitglied des AETAP, betonte bei der Übergabe des Zertifikats, dass innerhalb von Europa die Schweiz im Bereich Bedrohungsmanagement am fortschrittlichsten sei. Das USZ sei dabei im Gesundheitswesen führend.