Gesundheitskosten: Auch Pierre-Yves Maillard will vors Volk

Der Waadtländer Gesundheitsdirektor rechnet mit jährlichen Kostenschüben von 5 Prozent, alleine in diesem Jahr dürften die Prämien pro Familie um 600 bis 800 Franken steigen.

, 20. Juni 2016 um 04:00
image
  • gesundheitskosten
  • politik
Der Waadtländer Gesundheits-Direktor winkt mit dem Zaunpfahl: Alle Zeichen deuteten darauf hin, dass die Krankenkassenprämien in den nächsten Jahren jeweils um 4 bis 5 Prozent steigen; für dieses Jahr erwartet der SP-Politiker einen Schub der Krankenkassenprämien von 600 bis 800 Franken pro Familie. 
In einem Interview mit «Le Temps» wiederholt Maillard seine Interpretation, dass die neue Spitalfinanzierung ab 2012 eine Hauptursache für die stetig steigenden Kosten sei; weiter erwähnt er die vorübergehende Aufhebung des Ärztestopps 2011. Die Bilanz der Liberalisierungen im Gesundheitswesen sei katastrophal, so Maillard: «Le bilan des réformes libérales est catastrophique.»
Siehe auch: Privatkliniken als Sündenböcke? Der Waadtländer Gesundheitsdirektor ortet die Privatspitäler als Kostentreiber – jetzt feuern diese verbal zurück.
Maillard engagiert sich im «Le Temps»-Interview erneut für die in der Romandie geplante Initiative, welche kantonale Einheitskassen ermöglichen will. Grundsätzlich sei ohnehin eines klar: Die Entwicklung der Gesundheitskosten verlange einen neuen Rückgriff auf die Volksmeinung. Konkret sagte Maillard: «Für mich gibt es eine absolute Notwendigkeit: ein neues Rendez-vous mit dem Volk über das Thema der Gesundheit».
Maillard gehörte zu den Befürwortern der Einheitskassen-Initiative, die im September 2014 vom Volk zwar klar abgelehnt worden war, in der Romandie aber eine Mehrheit fand.
Selbst wenn seine Seite das nächstes Mal erneut eine Niederlage erleide, könne sie durch den aufgesetzten Druck Fortschritte erzielen, meint Maillard im heutigen Interview. Und technisch sei die vom welschen Konsumentenverband geplante Initiative richtig: Sie schaffe mehr Freiheit für die Kantone und bringe die Vorteile des Risikoausgleichs auf die richtige Ebene.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Luzern: Mehr Geld für die ärztliche Weiterbildung

7,65 Millionen Franken sollen zusätzlich in die Weiterbildung von Ärzten in den Spitälern der kantonalen Spitalliste fliessen.

image

Psychiater schreibt den «Berset-Code»

Kein Krimi: In einer Woche erscheint ein Buch über den Ex-Gesundheitsminister Alain Berset. Der Psychiater Gregor Hasler hat es verfasst.

image

Ihre Ideen sind gefragt: Wie spart man 300 Millionen pro Jahr?

Beim ersten «Runden Tisch» des Gesundheitswesens setzten die Akteure ein Sparziel, das ab 2026 gelten soll. Dazu soll auch die Bevölkerung kreativ beitragen.

image

Pierre-Yves Maillard will den Krankenkassen die Beteiligung an Leistungserbringern verbieten

Der SP-Ständerat wittert eine ungute Doppelrolle der Krankenkassen.

image

Abschaffung des NC? «Finden wir nicht gut»

Dass der Numerus Clausus abgeschafft wird, stösst bei Medizinstudenten auf wenig Begeisterung. Sie fürchten Qualitätseinbussen.

image

Luzern: Referendum gegen neues Spitalgesetz

Die Luzerner Grünliberalen sind gegen die Festlegung des Leistungsangebots der Spitäler im Gesetz.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.