Solothurn: Für die Ärzteschaft ist der Gewerbeverband zu bürgerlich

Der mitgliederstärkste Berufsverband hat den kantonalen Gewerbeverband verlassen. Der Grund ist offenbar die politische Ausrichtung.

, 22. September 2016 um 07:58
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Die Gesellschaft der Ärztinnen und Ärzte des Kantons Solothurn (GAeSO) ist beim Gewerbeverband (KGV) ausgetreten – «still und leise». Der letztes Jahr vollzogene Schritt ist jetzt publik geworden, wie die «az Solothurner Zeitung» berichtet.
«Eine Mehrheit unserer Ärzte hat sich an der Jahresversammlung gegen die Mitgliedschaft beim KGV ausgesprochen», bestätigt Co-Präsident Florian Leupold der Zeitung. Der Vorstand hatte sich für den Verbleib ausgesprochen. 

Zu nah bei FDP und SVP

Offenbar hatten die 330 Mitglieder Mühe mit dem Kurs des Gewerbeverbandes. Er trete «pointiert bürgerlich» auf, steht im Bericht. Damit positioniere sich die Standesorganisation GAeSO allzu stark als Arbeitgeberverband.
«Die Verantwortlichen vergessen gern, dass es Gewerbler gibt, die anders denken. Der Verband agiert zu wenig unabhängig», so ein Niederämter Hausarzt gegenüber der Zeitung: Der Gewerbeverband suche zu oft die Nähe von FDP und SVP.

«Schnittmenge mit gewissen Parteien grösser»

Die Kritik an der Ausrichtung des Gewerbeverbandes will dessen Geschäftsführer Andreas Gasche nicht gelten lassen. Man stehe den Bürgerlichen seit je näher. «Wir vertreten die wirtschaftspolitischen Interessen unserer Mitglieder. Da ist die Schnittmenge mit gewissen Parteien nun mal grösser als mit anderen», wird er im Bericht zitiert.  
Der Gewerbeverband bedauert den Austritt der Ärzte, was auch Mindereinnahmen in fünfstelliger Höhe als Folge hat. Der Ärzteverband war seit Dezember 2010 Mitglied gewesen. Kein anderer Berufsverband stellte mehr Mitglieder.
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