Wieder kommt eine Spitalinitiative vors Volk. Diesmal im Kanton Freiburg. Am 12. Juni sind 12'000 Unterschriften bei der Staatskanzlei für eine 24-Stunden-Notversorgung und eine bürgernahe Akutversorgung eingereicht worden.
Am Freitag ist nun die Initiative eines Bürgerkomitees mit 10'483 gültigen Unterschriften auch formell zustande gekommen. Das ist deutlich mehr als notwendig: Für eine kantonale Volksinitiative sind im Kanton Freiburg lediglich 6000 Unterschriften erforderlich.
Ehrenamtlich unterwegs
Das HFR Bürgerkomitee setzt sich nach eigenen Angaben aus ehrenamtlich tätigen Bürgern zusammen. «Wir werden nicht vom Staat, politischen Parteien oder Unternehmen subventioniert», steht auf der Website des Initiativkomitees zu lesen. HFR steht für Hôpital Fribourgeois – Freiburger Spital.
Ein gewisser Marc Monney ist Präsident des Initiativkomitees. Wie die Freiburger Nachrichten am 12. Juni schreibt, sagte Monney an einer Medienkonferenz: «Das Problem HFR ist schon lange nicht mehr das Problem eines Bezirks, sondern aller Bezirke». In Riaz, Tafers und Merlach seien in den vergangenen Jahren immer mehr Leistungen abgebaut worden. Der Standort Billens soll 2022 gar geschlossen werden – während das HFR Defizite schreibe und immer mehr Kosten ausserkantonal entstünden.
Initianten wollen mitbestimmen
Die Initiative richtet sich gegen die Entwicklungsstrategie 2030 des Freiburger Spitals. Dass die Bevölkerung dazu nichts zu sagen hat, stört die Komiteemitglieder. Mit der Initiative soll daher ein demokratischer Diskurs in Gang gesetzt werden.
Das Komitee forderte den Grossen Rat und den Staatsrat dazu auf, die Freiburger Spitäler daran zu hindern, ihre Strategie 2030 weiter umzusetzen und so noch vor der Abstimmung neue Fakten zu schaffen.
Annamaria Müller ist seit Anfang 2020 Präsidentin der Freiburger Spitäler HFR. «Falls die Initiative vom Volk angenommen wird, werden die Karten neu gemischt», sagt die VR-Präsidentin gegenüber Medinside. Doch vorläufig werde an der Strategie und am Vierjahresplan – 2020 bis 2024 – festgehalten.
Danach sollen bis Ende 2024 an mindestens zwei Standorten Gesundheitszentren in Betrieb genommen werden. Riaz ist bereits gesetzt, das zweite Zentrum wird vermutlich in Tafers sein. Der Standort Billens wird bis spätestens Ende 2022 total aufgegeben, lediglich ein ambulantes Angebot soll bestehen bleiben. Denn gemäss Strategie 2030 betreibt das HFR in Zukunft nur noch vier stationäre Standorte: Neben dem Hauptsitz in Villars-sur-Glâne sind das Merlach, Riaz und Tafers.
Noch offen ist, wann die Initiative vors Freiburger Volk kommt. Ein wahrscheinlicher Termin ist der September 2022. Sollte der Grosse Rat einen Gegenvorschlag ausarbeiten, dürfte es Frühling 2023 werden.
Annamaria Müller zur Strategie 2030
Wie die Strategie im Wesentlichen aussieht, erklärte Annamaria Müller am 17. Februar 2021
hier in einem Interview.
Annamaria Müller, VR-Präsidentin der Freiburger Spitäler HFR.
«Die Standorte in den peripheren Gebieten wollen wir in Gesundheitszentren umwandeln. In Zukunft brauchen wir in den Regionen vor allem Betten für die Nachsorge. Also für Personen, die aus medizinischen Gründen nicht mehr im Spital bleiben müssen, aber zu Hause nicht rehabilitiert und gepflegt werden können, weil ihnen das entsprechende Umfeld fehlt.»
Operiert würde dann nur noch in Freiburg, beziehungsweise dem angrenzenden Villars-sur-Glâne. Dort ist ein topmoderner Neubau geplant. Womöglich mit weniger Betten als bisher – eben: ambulant vor stationär. «Und dann wollen wir dafür sorgen», so Annamaria Müller im Interview, «dass wir so viel Gesundheitsdienstleistungen wie möglich in der Peripherie, das heisst in der Nähe des Wohnorts ambulant erbringen können.»
Der Spatenstich des Neubaus ist für 2026 geplant; 2030 soll dann das topmoderne Spital betriebsbereit sein. Schon heute wird nur noch in Villars-sur-Glâne operiert. Doch ab Ende August sollen auch in Riaz bei Bulle wieder ambulante Operationen durchgeführt werden, weil in Freiburg die Kapazität fehlt und der Süden des Kantons ein grösseres Versorgungsgebiet darstellt.